09.04.2021

Polli zieht sich konsequent zurück, nicht nur von uns, auch von ihren Artgenossen. Nur zum schlafen liegt sie mitten im Pulk oder besser noch darunter. Milch (mit den Medis drin) nimmt sie nicht so gern, Pinienkerne schon lieber, und wenn keiner guckt, düst sie auch durchs Wohnzimmer…bis sie einen von uns erspäht oder sich ihr ein anderes Hörnchen nähert, dann verschwindet sie unter einem Schrank. Sie benutzt ihre rechte Vorderpfote, die sieht auch etwas besser aus, hat aber immer noch eine Schwellung auf dem Handrücken. Sie klettert damit und putzt sich sogar, so ganz können wir ihren Zustand nicht deuten. Wenn sie einfach nur ängstlich ist, weil sie ihre Pfote schonen möchte oder weil sie von uns und der TÄin zwangsweise gegriffen und malträtiert wurde, ist das o.K., wir hatten schon Hörnchen, die wir in den Wochen bei uns kaum gesehen haben. Das wird zwar beim Transport ins Außengehege und bei der Auswilderung schwierig, ist aber lösbar. Wenn sie sich zurückzieht, weil sie sich selbst keine Chance mehr gibt, wirds schwierig, ihr zu helfen. Wir werden sehen.

Wir haben den Text gestern Nachmittag geschrieben – hier gibts nun ein update: die Abend- und Nachtfütterung hat Polli gern angenommen und tüchtig Milch geschlabbert, am Samstagmorgen zeigt sie sich und macht einen fitteren Eindruck, auf der rechten Vorderpfote ist nach wie vor eine Schwellung, aber sie benutzt sie, wir haben mal direkt ein Video gemacht mit ihr in der Hauptrolle.

Krick ist ein Phänomen, entweder düst er durchs Zimmer oder sitzt irgendwo und frisst, von uns will er auch nichts mehr wissen, da ist Polli in guter Gesellschaft. Er hält den Kopf immer noch leicht schief, ansonsten ist er motorisch gut drauf, hält sich aber auch dem Treiben der anderen heraus, vielleicht weil er körperlich deutlich unterlegen ist.

Henni wächst und gedeiht, er schwimmt immer unauffällig mit, liegt viel bei Polli, volles Vertrauen hat er nicht, lässt sich unsere Nähe aber gefallen.

Maxi und Moritz sind fast so groß wie Lui und Co., Moritz sucht ab und zu ein paar Kuscheleinheiten in einer Jackentasche, beide trinken Milch und bedienen sich gut am Buffet, motorisch können sie schon mit den anderen fast mithalten. Wenn wir die vier Großen ins Außengehege bringen, sind sie die Chefs im Wohnzimmer.

Luisao, unser Therapiehörnchen, hat den Rückstand zu Lui aufgeholt, er wird immer erwachsener, Milch nimmt er nicht mehr so viel, nur morgens und abends. Das gilt auch für Luigi, Luisa und Lui, die allesamt unterfordert wirken, sie haben die Möglichkeiten im Wohnzimmer sicher im Griff und brauchen jetzt Unterhaltung und Abwechslung, damit sie sich weiterentwickeln. Lui hat volles Vertrauen, er lässt sich problemlos anfassen, Luisa ist da deutlich vorsichtiger, aber auch noch recht nah. Luigi hält gern Distanz, hat aber keine Angst, nur anfassen lässt er sich nicht, das wird dann immer zu einer wilden Jagd.

08.04.2021

Gestern Mittag in Kamen eine kleine Eichkatze abgeholt, ihrer Mutter war es nicht gelungen, sie über die Hauswand in den Kobel in der Fassadendämmung im vierten Stock zu bringen. Die Kleine war völlig ausgekühlt und total erschöpft, bei Temperaturen um 0 Grad und Dauerregen kein Wunder. Sie ließ sich widerstandslos mitnehmen, trocknen, mit Elos versorgen und schlief dann einfach in der Hand ein. Wir ließen sie schlafen, später am Nachmittag versuchten wir noch mal, die Mutter zu erspähen und ihr die Kleine zuzuführen, leider ohne Erfolg. Also nahmen wir das Mädel wieder mit, versuchten noch mal, es zu versorgen, aber da sie mittlerweile wieder zu Kräften gekommen war, hat sie sich gewehrt.

Heute morgen dann noch mal die Rückführung versucht, die Finderin verständigte uns, als sie die Mutter aus dem Kobel kommen sah, 20 Minuten später waren wir da, einen Lockruf abgespielt den wir von www.eichhörnchen-notruf.com bekommen hatten (tausend Dank dafür!), die Mutter kam angeschossen und suchte ganz hektisch ihren Sprößling, nach kurzem hin und her fanden sich die beiden…hoffentlich auch ein Happyend, wir waren jedenfalls nicht mehr gefragt. Es wäre auch schwierig geworden, die Kleine war vielleicht 6-7 Wochen alt, zu klein, um allein klar zu kommen und zu groß, um sie noch in unsere Gruppe zu integrieren. Außengehege im Wildwald? Keine Ahnung, wie Motte reagiert. Toll übrigens auch die Finderin, die nicht weggeschaut hat, als die Kleine hilflos auf der Wiese saß und Opfer von zwei Krähen zu werden drohte.

Es kommen weiterhin täglich Notrufe, Hörnchen die man den Krähen entreißen musste oder Hörnchen, die sich in der Futterstation einnisten und dort bleiben, bis man sie verscheucht oder Hörnchen, die man aus welchen Gründen auch immer jetzt unbedingt einsammeln musste und dann wieder loswerden will. Und immer tragen wir Schuld, wenn die wir die Tiere nicht abholen und sie dann wieder den Krähen überlassen werden. Uff. Damit umzugehen ist nicht so leicht. Wir haben zur Zeit 9 Hörnchen, die gefüttert und versorgt werden wollen, und Polli und Krick fordern unsere volle Aufmerksamkeit, nebenbei beantworten wir Anfragen aller Art per email oder direkt am Hörnchenfon und im Außengehege im Wildwald haben wir auch noch Motte, die gern betreut werden möchte. Daneben müssen die diversen Webseiten gepflegt und Buchhaltung gemacht werden, dazu einen Tätigkeitsnachweis fürs Finanzamt und der eine oder Tierarztbesuch steht auch noch an. Wir helfen gern und wir tun was wir können, aber wir können nicht das ganze Unglück aller Eichhörnchen in der näheren und weiteren Umgebung abwenden.

Krick macht sich prima, der Bursche hat eine wahnsinnige Ausdauer und eigentlich frisst er den ganzen Tag, Milch mag er überhaupt nicht mehr.

Polli entwickelt sich körperlich nicht wirklich weiter, sie bleibt zierlich, es ist aber auch mühselig, ihr Milch zu geben, so begeistert ist sie davon nicht. Mal tobt sie mit den anderen herum, mal zieht sie sich zurück, ihre Finger sind abgeschwollen, der Handrücken nach wie vor dick, in Absprache mit der TÄin geben wir ihr weiter Schmerzmittel und hoffen auf die heilende Wirkung der Zeit.

Henni macht sich, körperlich entwickelt er sich prächtig, er ist bildhübsch, ein paar Muskeln könnte er jetzt noch zulegen und etwas mutiger werden.

Die anderen machen einfach nur Freude, Lui hat heute als erster den Weg in die Küche geschafft – als wir durch die Geräusche alarmiert hinzukamen, sprang er sofort völlig unbefangen auf den Arm und ließ sich widerstandslos ins Wohnzimmer zurückbringen. Also mussten wir jetzt Version 2.0 der Absperrung aus dem Keller holen, jetzt brauchts wieder etwas, bis einer drüberkommt, die ist nämlich 30 Zentimeter höher.

07.04.2021

Montagvormittag, 4 Grad, Dauerregen, Windböen – und eine Eichhörnchenmutter in Unna-Innenstadt, die ihren Sprößling, ungefähr 6 Wochen alt, nicht mehr in den Kobel im Nachbarhaus unter der Dachrinne im dritten Obergeschoß bekommt. Seit dem frühen Morgen versucht sie es unermüdlich, als wir um 10.30 Uhr davon erfahren, ist der Kleine schon reichlich erschöpft und macht kaum noch Anstalten, die Wandbepflanzung hinaufzuklettern.
Die Hausbesitzer legen eine Leiter an, zunächst ohne Erfolg. Unser Versuch, den Kleinen aufzunehmen um ihn hinaufzubringen schlägt fehl, die Mutter umkreist uns und will ihren Nachwuchs unbedingt schützen, der Bursche findet immer wieder eine Lücke, in der er sich verstecken kann – wir hatten allerdings auch gedacht, dass er erschöpfter wäre. Wir beschließen, noch ein wenig zu warten, bis seine Kräfte erlahmen, am Nachmittag wollen wir einen neuen Versuch machen. Kurze Zeit später dann der erste Anruf von den Findern, der Kleine hat mit seiner Mutter über die Leiter den ersten Schritt nach oben geschafft auf einen Balkon. Wir überlegen, eine längere Leiter zu besorgen, damit er dann auch das letzte Stück schafft bis zum Kobel hinauf, dann kommt aber der erlösende Anruf, dass Mutter und Nachwuchs den Balkon verlassen haben und vermutlich den Rückweg geschafft haben. Hoffen wir, dass das ein Happyend ist, Fassadenklettern ist nicht unsere Kernkompetenz.

Polli ist weiterhin vorsichtig, hält sich meist fern von den anderen, klettert aber durchaus und schläft angekuschelt an andere, zuletzt an Luisao und Maxi. Krick und Moritz, die sich penetrant der Urinstimulation verweigern, können definitiv noch nicht eigenständig pinkeln, also müssen wir immer wieder ran und die beiden überreden, überzeugen klappt leider nicht. Krick erstaunt uns immer wieder, letzte Woche noch mit wenig Hoffnung zur TÄin gebracht, macht er jeden Tag weitere Entwicklungsschritte, klettert, tobt mit den anderen, plündert die Buffets, verweigert Milch und die Pipiprozedur, kurz – er wird ein ganz normales Hörnchen, nur vielleicht etwas leichter noch als die anderen. Toller Typ, wir haben ihn nach dem Romanhelden von Susanna Tamaro benannt, der sich nicht in sein scheinbar unabwendbares Schicksal fügen wollte und dazu den Papst auf seine Seite bringen musste. Ein Märchen zwar, aber manchmal werden auch Märchen wahr.

Am Dienstag sind wir etwas optimistischer in Bezug auf Polli, sie zieht sich zwar weiterhin zurück, nach der Gabe von Schmerzmitteln und einem Medikament gegen den Bluterguss wird sie aber aktiver und trinkt tüchtig Milch. Sie wird uns gegenüber natürlich immer scheuer, weil wir ihr die Medis verabreichen müssen, aber anders gehts nun mal nicht. Am Nussbuffet setzt sie schon wieder beide Pfoten ein, sie schläft immer in einem großen Pulk von Hörnchen, meistens ganz unten.


Die Spätfütterungen sind mittlerweile mehr oder weniger Slapstickveranstaltungen, bietet man einem Kandidaten eine Spritze an kommen gleich 2 andere Mäuler, die sich vordrängen wollen. Luigi, der Schlingel, hat einen Riesenspaß dabei, die Sauger und Spritzen zu verschleppen, die Sachen müssen wir jetzt immer in Behältnissen verstecken. Die Pipipads werden auch großzügig verteilt, Luigi hat genau verstanden, wie er den Deckel von der Butterbrotdose hochklappen kann, um an den Inhalt zu kommen. Und sonst wird halt die Dose vom Tisch gestossen und geht dann auf. 8 von 9 Hörnchen sind auf einem guten Weg…und Polli schafft es auch, ganz sicher.

05.04.2021

Ostermontagmorgen gibts den üblichen Frühstückstrubel, mehr oder weniger alle trinken Milch, alle toben herum voller Energie, allerdings ist einigermaßen bald wieder Ruhe, vielleicht liegts daran, dass es draußen grau ist und regnet.

Polli hält sich zurück, wir animieren sie immer wieder, ihre Milch mit den Medis zu nehmen, sie möchte gern mit den anderen herumflitzen, das funktioniert aber nicht so richtig. Die Pfote schwillt nicht ab, sie fällt auch schon mal beim Klettern herunter, weil sie damit rechts nicht richtig greifen kann. Wenn die anderen zu wild werden, zieht sie sich zurück, lässt sich aber von uns auch nicht trösten. Wir fahren mit ihr morgen zur TÄin, es wird sicher nicht leicht, sie in die Transportbox zu bekommen. Hoffentlich ist es nicht doch schlimmer…

Der Pflegeaufwand für die neun wird etwas weniger, weil wir sie nicht mehr alle füttern müssen, lediglich bei Krick und Polli achten wir noch strikt darauf, die anderen holen sich, was sie brauchen. Alle können auch jederzeit Nüsse und anderes Futter fressen, wenn sie mögen, ebenso Wasser steht überall bereit, mittlerweile können auch fast alle aus dem Napf schlabbern.

Die geplante Fahrt nach Rotterdam zur Milchbeschaffung muss erst einmal ausfallen, gestern wurden die Niederlande zum Corona-Risikogebiet erklärt, umgekehrt siehts auch nicht besser aus. Im Moment reicht die Milch noch, etwas können wir noch warten.

04.04.2021

Boah, was für ein Trubel, wenn 9 Hörnchen den Tag beginnen, fast alle wollen gleichzeitig Milch und sich bewegen, herumtollen…klasse. Das sind die Momente, die uns die ganze Mühe vergessen lassen.
Krick hat einen Wahnsinnsentwicklungssprung gemacht, unser kleines Sorgenmangelhörnchen flitzt von links nach rechts, springt zwischen den Großen umher, die einigermaßen vorsichtig mit ihm umgehen. Er ist so aufgeregt, dass er noch nicht einmal Zeit hat, seine Milch zu trinken, das geht erst später in einer Pause. Seine Verdauung arbeitet gut, er hält den Kopf nicht mehr schief, jetzt ist er einfach nur ein kleines leichtes Hörnchen, vielleicht 2 Wochen in der Entwicklung zurück, aber ohne erkennbare bleibende Defizite. Hoffentlich bleibt das so. Und wir sind noch vor einigen Tagen mit ihm zur TÄin gefahren in der sicheren Erwartung, ihn nicht mehr mit heim zu nehmen.
Dafür hat jetzt Polli seine Rolle als Sorgenhörnchen Nummer eins übernommen, sie hat offensichtlich Schmerzen, die Pfote bessert sich nicht und Polli zieht sich immer öfter zurück. Sie bekommt jetzt unser Hauptaugenmerk, wir wollen versuchen, sie aktiv zu halten mit allem, was wir so bieten können. Vermutlich muss sie Dienstag wieder zur TÄin, vielleicht ist doch etwas mit der Pfote schlimmer als zunächst vermutet.

Henni aus Bönen ist ein Superflitzer, er kann tolle Haken schlagen, Haltung und Motorik sind perfekt, ihm fehlt im Moment noch ein wenig der Mut, sich mit den Großen ins Getümmel zu stürzen, aber das kommt ganz sicher. Ansonsten mag er auch nicht mehr zum Pinkeln animiert werden, kann aber definitv noch nicht allein, da muss er also durch. Er hält sich noch ein wenig an Krick, die beiden sind so ein wenig das „Nachzüglerteam“, toll dass sich die beiden stützen.
Maxi und Moritz sind auf dem Sprung zu den Großen, sie toben schon ordentlich mit, die ganz tollen stunts und Sprünge wagen sie noch nicht, aber den Olivenbaum mit seinen wackeligen Zweigen haben sie auch schon entdeckt.

Lui, Luisa, Luigi und Luisao sind tolle Heranwachsende, immer zu Unsinn aufgelegt, kaum ein Sprung zu weit. Superhörnchen, die werden in wenigen Wochen den Wald erobern. Milch nehmen sie nur noch, wenn sie es wollen, sie lassen sich nicht mehr einfach so anfassen, sie bestimmen, wie weit sie sich uns nähern. Ab und zu findet Luisao noch die Jackentasche oder braucht mal eine Krabbeleinheit am Bauch, eigentlich könnten sie auch jetzt schon, wenn das Wetter konstant frühlingshaft wäre, ins Außengehege.

Dort ist im Moment noch Motte, die ins Residentengehege soll, niemand kann uns sagen, warum ihre Krallen so kurz sind und nicht wachsen, ihre Motorik- und Kopfhaltungsprobleme sind wohl auf Mangelerscheinungen im Babyalter zurückzuführen, da wird sich wohl nichts mehr ändern. Macht aber nix, dann kann sie eben die Besucher im Wildwald bezaubern, eine Hübsche ist sie auf jeden Fall, und dass sie sich dort behaupten kann, hat sie ja schon von November bis Februar gezeigt.

Die Planungen für die erste Fahrt zur Milchbeschaffung in diesem Jahr nach Rotterdam laufen, vielleicht finden wir ja auch jemanden mit Kontakten nach NL, damit wir nicht die ganzen 280 km (eine Strecke) fahren müssen.

03.04.2021

Unser Weltbild ist wieder einigermaßen im Lot – unsere beiden Eichkater aus der Hertinger Straße (der Kleine mit der Augenverletzung und sein Bruder) sind in guten Händen, wir bekamen eine Anfrage nach einem Gesellschaftshörnchen für ein Findelhörnchen, die beiden wurden gestern Abend abgeholt, wir hatten einen guten Austausch.

Unsere 9 Strategen machen sich prima, sie strotzen vor Energie, einzig Pollis rechte Vorderpfote gibt uns nach wie vor zu denken, obwohl sie trotzdem mit Luigi zusammen die lebhafteste in der Gruppe ist. Die drei Großen (Lui, Luisa und Luigi) dominieren, Luisao holt immer mehr auf, Polli mischt in der Gruppe mit. Maxi und Moritz sind die „Mittelgruppe“, sie trauen sich schon was zu und versuchen einige Sprung- und Kletterübungen, Henni und Krick trotten etwas hinterher, Krick weil ihm noch Kraft fehlt (leider hielt er heute Morgen den Kopf schief, der ist noch lange nicht über den Berg) und Henni, weil er doch einige Tage zurück ist. Dabei sitzt er perfekt im 90 Grad-Hörnchenwinkel und hält mit den Vorderpfoten ein Stück Walnuß, kann auch auf 3 Pfoten sitzen und sich mit der vierten kratzen. Da fehlt nur ein kleiner Impuls, dann rennt er mit Maxi und Moritz herum, allerdings hilft er auch Krick, der nicht ganz allein hinterherhopst.


Im großen und ganzen ist die Situation also recht entspannt, unsere Schützlinge müssen nur größer und kräftiger werden und noch lernen, wie man Nüsse knackt und sich im Wald verpflegt. Dafür bekommen sie von uns alle möglichen Zweige und Bucheckern und junge Triebe, Holzrinde und was auch immer uns in die Finger fällt. Und natürlich muss Pollis Pfote heilen.

Update am Abend: Polli separiert sich immer mehr, lässt uns kaum noch an sich heran, nimmt auch kaum noch Milch, in der fatalerweise Medis sind, die sie nehmen soll. Ihre Pfote scheint noch mehr zu schwellen, sie hat sicher auch Schmerzen; Urinstimulation geht seit gestern gar nicht mehr. Wir machen uns Sorgen.

Luisa ist heute bei dem vergeblichen Versuch, auf den Schrank zu springen, auf die Fliesen gestürzt und hat sich wohl in die Lippe gebissen, sie blutete aus dem Mund. Für einige Zeit musste sie sich zurückziehen, am Nachmittag war sie aber wieder da und aktiv, nur ihre Sprünge waren sehr vorsichtig.

02.04.2021

„Wenn ihr sie nicht behalten könnt, dürft ihr sie nicht aufnehmen…“: der Satz hallt seit gestern in unseren Köpfen – wir hatten bei einer benachbarten Rettungsstation angefragt, ob sie zwei Waisenhörnchen aus Unna aufnehmen könne. Wir haben in den letzten 3 Jahren Geld gespendet, die Webseite „eichhörnchen-in-not.de“ auf unsere Kosten übernommen, Stoffkobel für die Hörnchen und Gardinen fürs Wohnzimmer genäht, Päppelmilch aus den Niederlanden besorgt (auf der wir dann trotz vorhergehender Bestellung sitzengeblieben sind), Hörnchen übernommen und und und…war scheinbar alles nicht genug.
Unsere Idee, den tierliebenden Findern in ihrer Notlage zu helfen, dem Findling eine Erstversorgung zukommen zu lassen und dann das Tier an Päppelkundige weiterzugeben, hat da aber mal so gar nicht funktioniert, wir sind im Moment voll, eigentlich überbelegt, unsere räumlichen Kapazitäten fürs Aufziehen und auch fürs Auswildern sind nun mal begrenzt. Wir mussten dann anschließend die Anfrage eines Finders aus Unna an andere Notrufnummern weiterleiten und haben uns beschissen dabei gefühlt. Ob der Mensch noch einmal Hilfe für ein Findelhörnchen sucht? Wegschauen wäre einfacher und macht vielleicht nur ein paar Minuten Bauchschmerzen. Für unsere zwei Kleinen aus der Hertinger Straße in Unna haben wir mittlerweile eine freundliche Zusage bekommen, dafür fahren wir auch gern 40 Minuten über die A2, vorher warten wir aber noch ab, ob aus demselben Hauskobel noch mehr Geschwister kommen.

Und nun wieder zum Hörnchenteil: mit Polli, Krick und 3 Neuzugängen aus Unna (2 von der Hertinger Straße und Felix aus Mühlhausen) hatten wir gestern eine Verabredung mit unserer Tierärztin, Felix musste leider dort bleiben, er hatte durch den Sturz aus dem Kobel einen üblen Bruch des Unterschenkels erlitten, der nicht zu behandeln war.
Eins von den beiden aus der Hertinger Straße hat eine Augenverletzung, er muss jetzt einige Male täglich eine antibiotische Salbe auf die Wunde bekommen, der andere ist unverletzt und munter.
Pollis rechte Vorderpfote ist geschwollen, vermutlich aber nur verstaucht, die Schwellung wird hoffentlich wieder zurückgehen, allerdings ist sie mit 3 Pfoten genau so schnell wie andere mit vier. Ein tolles Mädchen, sie springt mit einmaliger Eleganz, fast schwerelos. Leider mag sie die Urinstimulation nun mal so gar nicht, das ist immer ein zähes Ringen.


Krick, unser dehydriertes Mangelsorgenhörnchen, hat sich überraschend gut entwickelt, die Verdauung klappt, der Organismus hat seine Arbeit aufgenommen, ihm gehts von Tag zu Tag besser, er war heute nur zur Kontrolle bei der TA; ob er jemals ganz normal entwickelt sein wird, weiß natürlich kein Mensch, wir geben ihm aber erst einmal noch einige Wochen Zeit.

Eine ganz schwarze Eichkatze aus Unna-Hemmerde hat den Transport zum TA nicht überlebt, da war die Dehydration schon zu weit fortgeschritten. Schade.

Die anderen erwähnen wir einfach mal nur am Rande, es macht einen Riesenspaß, sie zu begleiten in ihrer Entwicklung. Wir versuchen, ihnen jeden Tag neue Reize zu geben, und sie nehmen sie dankbar an. Heute haben sie den legendären Kletterbaum und das Schlafhäuschen bekommen, die Großen, die zur Aufbauzeit noch wach waren, haben sich sofort draufgestürzt. Polli war als erste ganz oben, hat auch sofort einen Absturz hingelegt, wurde aber in der Luft gefangen, nix passiert, und jetzt liegt dort noch ein Fallschutz für übereifrige Kletterer- und innen.

01.04.2021

2 weitere Notrufe gestern Abend, 2 neue Patienten bei uns, beides Eichkater, beide aus einem Kobel unterm Hausdach gefallen, beide mit Sturzverletzungen, beide nicht von ihrer Mutter zurückgeholt. Der eine aus Unna-Süd ist eine rechte Flohherberge, er hat leider eine Augenverletzung, ist aber sonst recht fit, vielleicht zwischen 4 und 5 Wochen alt, ordentlich genährt; wenn das Auge nicht ernsthaft verletzt ist, muss er nur gepäppelt werden, ansonsten…wir füttern auf unserem Balkon auch einen einäugigen Eichkater, der sieht prima aus und ist flink.

Der andere aus Unna-Mühlhausen, das Kind der Finderin hat ihn Felix getauft, hat leider eine Beinverletzung rechts hinten, das sieht auf den ersten Blick nicht so toll aus, ein offener Bruch ist es nicht, er wird zusammen mit seinem neuen Kumpel morgen auf jeden Fall der Tierärztin vorgestellt.

Zu der Fahrgemeinschaft gehört auch Polli, das Hörnchen von der Polizeistation Unna, Pollis linke Vorderpfote ist ordentlich angeschwollen, dort scheint eine Entzündung zu toben, das haben wir bei anderen Hörnchen auch schon gesehen. Unser dehydrierter Patient Krick (nach dem Helden aus dem Roman von Susanna Tamaro) wird auch noch einmal vorgestellt, allerdings ist sein Zustand schon viel besser. Wir haben ihn und Polli gestern am frühen Abend nach Hörnchenhausen (ins Wohnzimmer) gebracht, man konnte förmlich zusehen, wie es beiden von Sekunde zu Sekunde besser ging. Polli mit ihren 3 benutzbaren Beinen flitzte flink hin und her und sprang aus dem Stand vom Sitz auf die Couchlehne, sie war völlig außer sich, hat alle und alles angeschaut und zwischendurch immer wieder Milch geholt. Krick merkte man ebenfalls an, dass ihm die Bewegung gefehlt hat, er kletterte hierhin und dorthin, zu gefährliche stunts haben wir natürlich verhindert, aber auch für ihn war die Rückkehr in die Quarantäne-Tragebox kein Thema.

Die anderen sind gut drauf, sie haben die beiden Neuankömmlinge toll aufgenommen, wir haben eine tolle Combo im Wohnzimmer – mittlerweile 9 Hörnchen. Vermutlich werden wir in zwei Etappen auswildern, und die beiden Neuzugänge aus Unna müssen wir vermutlich weiter vermitteln – warten wir erst einmal ab, was die Tierärztin sagt.

31.03.2021

Wir werden von einer Reihe von Anfragen überrollt, täglich bimmelt das Telefon mehrmals – mittlerweile haben wir 9 Gäste: Lui aus Hamm, Luisa aus Ahlen, Luigi aus dem Sauerland, Luisao aus Unna, Maxi und Moritz aus Bergkamen, Henni aus Bönen, Polli (sie wurde vor der Polizeistation gefunden) aus Unna und Krick, der bisher namenlose aus Unna-Massen. Er hat die erste nacht überstanden, sein Allgemeinzustand bessert sich langsam…aber schon sehr langsam. Er kann mittlerweile den Kopf selbst aufrecht halten, trinkt, setzt Urin ab nach Stimulation, Köttel haben wir auch schon gefunden. Er wird alle 90 Minuten gefüttert, bei der Tierärztin haben wir ihn heute auch noch einmal vorgestellt.

Der kleine Henni war anfänglich etwas widerwillig, seitdem er mit den anderen Hörnchen zusammen ist, nimmt er Milch, die Urinstimulation mag er gar nicht. Er ist für sein Alter sehr neugierig und mutig und erkundet schon seine Umgebung, mal schläft er bei den Großen, mal allein.

Polli ist gar nicht zufrieden mit ihrer Situation, sie wurde fast apathisch auf einem Gehweg aufgefunden, die Apathie ist aber gänzlich verschwunden, Polli möchte gar nichts mit uns zu tun haben. Sie trinkt von der ersten Sekunde ohne zu zögern aus der Spritze, erst Elos, später dann auch Milch, leider beißt sie auch schon mal kräftig zu. Altersmäßig passt sie prima zu unseren anderen Gästen, das wird aber noch einige Mühe kosten, sie in die Spur zu bekommen.

Maxi und Moritz entwickeln sich prima, sie haben schon zugelegt und spielen hauptsächlich miteinander, haben aber auch keine Probleme mit den anderen. Sie sind altersgerecht entwickelt, motorisch völlig normal unterwegs, alles ist im grünen Bereich.

Die vier Großen (Lui, Luisa, Luigi und Luisao) vertreiben sich die Zeit, ihr persönlichen Fertigkeiten nehmen von Tag zu Tag zu, 3 können schon selbständig pinkeln, nur Luisao braucht noch etwas Animation. Sie versorgen sich weitgehend selbst, knabbern mal hier und mal da, nehmen nur noch selten eine Milchmahlzeit. Luigi ist der motorisch weiteste, er ist aber etwas kleiner als die anderen, seinem Mut tut das aber keinen Abbruch, allerdings ist er nach wie vor etwas schreckhaft. Er springt mit Leichtigkeit mehr als einen Meter aus dem Stand und klettert ohne Probleme die Birkenstämme hoch, so weit sind die anderen noch längst nicht. Luisa zieht sich zwischendurch schon mal gern zurück und braucht auch mal ein wenig Zuwendung, ansonsten macht sie ihr Ding.

Aus Unna-Hemmerde wurde uns heute ein dehydriertes Hörnchen gemeldet, das aber leider den Weg zur Tierärztin nicht mehr geschafft hat, überhaupt scheint Dehydration gerade sehr verbreitet zu sein – hier bitten wir mal ganz dringend alle, im Garten oder auf der Terrasse oder dem Balkon eine flache Wasserschale aufzustellen, das Wasser muss nicht täglich gewechselt werden, die Schale sollte aber immer einigermaßen gefüllt sein…das freut übrigens auch die Vögel.

30.03.2021

Gestern hatten wir wieder den einen oder anderen Einsatz, zum Glück haben wir gerade Urlaub, vermutlich haben einige Hörnchenfinder durch einen Bericht im Hellweger Anzeiger unsere Nummer und rufen an. In Bönen wurde ein kleiner Eichkater, gut 4 Wochen alt, mit blutender Nase gefunden, seine Mutter war nicht zu sehen. Die Finder haben ihn Henni getauft, er ist jetzt bei uns und wird von uns gepäppelt. Sein Zustand ist gut, es gibt im Moment keinen Anlass zur Besorgnis, er ist altersgemäß gut entwickelt, besitzt zwei Schneidezähne im Unterkiefer, bringt keinerlei Parasiten mit, die blutende Nase kommt vermutlich von einem Sturz aus großer Höhe, erfahrungsgemäß verheilt das von selbst und beeinträchtigt den Kleinen höchstens zwei Tage. Trinken mag er noch nicht so recht, Pipi macht er, zur Zeit hat er großen Kuschelbedarf. Wir lassen ihm Zeit, alles ist im grünen Bereich.

Nicht ganz so optimistisch sieht es bei einem kleinen Eichkater, vielleicht 5 Wochen alt, aus, der in Unna-Massen gefunden wurde. Der Kleine lag unter einem Strauch neben einer Haustür, er lag fast apathisch dort, nach der Aufnahme durch die Finderin versuchte er das eine oder andere Mal, aufzuspringen, aber letztlich war er zu schlapp. Nachdem wir das Tier übernommen hatten, reagierte er kaum, öffnete gerade die Augen, bewegte sich aber fast nicht – wir stellten ihn unserer Tierärztin vor, die meinte, dass er hauptsächlich dehydriert und erschöpft sei und wir mit Geduld und ständigem Flüssigkeitsangebot eine Chance hätten, ihn durchzubringen. Seit gestern Abend bieten wir ihm jetzt immer wieder zunächst Elos, später Milch an, einige Tropfen nimmt er und schluckt sie auch herunter, seine Lebenszeichen sind aber noch nicht sehr ermutigend. Wir versuchen es weiter, an Aufmerksamkeit und Geduld soll es ihm nicht mangeln. Spannend, ob seine Verdauung wieder in Gang kommt, wenn er tatsächlich wieder Nahrung aufnimmt.

Erstaunlich: von 8 Hörnchen bei uns sind 6 Eichkater, in den letzten 3 Jahren waren diese immer deutlich in der Minderheit.

Die anderen sind „voll in der Spur“, entwickeln sich prächtig, auch Maxi und Moritz sind aktiv und neugierig.