Warum uns Eichhörnchen nicht egal sein sollten:
Das „Europäische Eichhörnchen“ (sciurus vulgaris) ist in seiner Existenz bedroht:
- durch zunehmende Dezimierung Ihres Lebensraums (insbesondere die Nadelwälder mit den Zapfen und Samen); diese Einschnitte in ihre Lebensräume werden überwiegend von Menschen gemacht, es ist also u.E. unsere Pflicht, ihnen geeignete Lebensräume wieder zur Verfügung zu stellen, wenn auch im Sinne von Parkanlagen mit alten Baumbeständen, natürlichen Wäldern mit Todholz, Rückzugsgebiete und Baumalleen, über die sie von einem zum nächsten Revier gefahrlos übersiedeln können
- durch Wetterereignisse wie: kapitale Stürme mit den entsprechenden Schäden aber auch Überschwemmungen, die Bäume entwurzeln und ganze Landstriche und damit Lebensräume verändern und Behausungen der Eichhörnchen (Kobel) in den Bäumen zerstören.
- durch klimatische Bedingungen wie z.B. die besonders langen und warmen Sommer und die daraus folgende Trockenheit und Gefahren eines übermäßigen Schädlingbefalls
- durch die nordamerikanischen Grauhörnchen:
in jedem Winter hören wir Gerüchte aus der Region Bodensee, dass Grauhörnchen gesichtet wurden. Aktuell stehen sie noch (!) in Norditalien und Großbritannien, bisher gibt es noch keine gesicherten, nachgewiesenen Exemplare in Deutschland. Denn Achtung: nicht unsere winter-grau-befellten europäischen Eichhörnchen mit Grauhörnchen verwechseln! Einen detailierten Vergleich findet man hier: Europäisches Eichhörnchen vs. Grauhörnchen
Eichhörnchen können unsere Hilfe gut gebrauchen, es ist nach unserer Meinung auch nur billig und gerecht, wenn wir uns um sie bemühen, schließlich tragen wir auch einen großen Teil Schuld an ihrer Situation. Immerhin scheint die aktuelle Diskussion um die Folgen des Klimawandels einiges zu bewegen, hoffentlich ist es nicht schon zu spät.
Die aktuellen Meldungen über Borkenkäferbefall sind alarmierend, und wer in Südtirol die Schneisen der Verwüstung gesehen hat, die ein Sturm dort mal eben so angerichtet hat, wird wohl das schlimmste befürchten.
Die heimischen Wälder, zumindest hier in der Region Ruhrgebiet/nördliches Sauerland, sind in einem beklagenswerten Zustand und vermutlich so, wie sie sich bisher darstellten, kaum noch zu retten.
Der Schwarzwälder Bote schreibt in einem Artikel über die ungewisse Zukunft von unseren europäischen Eichhörnchen, darin wird der Nabu-Experte und Eichhörnchen-Buchautor Stefan Bosch zitiert, der meint, die Ernährungslage der Hörnchen sei im Moment gut – wir beobachten jedoch an unseren eigenen Pfleglingen, aber auch an denen anderer Stationen und den Veröffentlichungen im Netz auf den üblichen Kanälen, dass praktisch alle „Hörnchenretter“ beklagen, dass die gefundenen Hörnchen anders als in den letzten Jahren deutlich kleiner und weniger entwickelt sind, als sie nach ihrem Lebensalter sein sollten, oftmals sind regelrechte Mangelhörnchen darunter. Nach unserer, natürlich nicht wissenschaftlich belegten Beobachtung, sind Nuss-, Bucheckern- und Zapfenernte z.B. deutlich schlechter als in den Jahren zuvor, und die zu kleinen Hörnchen holen den Rückstand auch durch angepasste Ernährung nicht mehr wirklich auf, sie bleiben einfach kleiner als ihre Artgenossen, wobei schon in den Rettungsstationen die Sterblichkeitsrate im Vergleich zu den Vorjahren deutlich steigt.
Hierzu passt auch der aktuelle Waldzustandsbericht des Ministeriums für Umwelt des Landes NRW, der den Eindruck mit Zahlen belegt, aber auch eine Strategie für die Aufforstung darlegt. Inwieweit das fundiert ist, können wir nicht beurteilen, wenn man aber weiß, dass eine Buche ca. 60 Jahre benötigt, bis sie Bucheckern abwirft, kann man ahnen, über welche zeitlichen Perspektiven wir sprechen.
In einem Zeitungsartikel vom 14.12.20 (Hellweger Anzeiger Unna) war zu lesen, dass im Nationalpark Harz der Wald verändert werden soll, dort sind riesige Flächen mit alten Fichten abgestorben und sollen ersetzt werden durch Laubbäume wie Rotbuchen, Ebereschen, Moorbirken, Bergahorne, Feldahorne, Weiden, Roterlen und auch einige Sommerlinden. Das braucht natürlich viele Jahre, da hilft im Moment wohl nur Geduld.
Es ist tatsächlich an der Zeit, sich erhebliche Sorgen um den Fortbestand der Spezies zu machen – vielleicht spüren wir das langsame Verschwinden des heimischen Eichhörnchens noch nicht sofort, eben weil wir sie in den Städten und Dörfern so oft sehen, aber das ist ein Trugschluss. Gerade weil wir sie so in unserer Nähe sehen, sind sie gefährdet. Ihr Lebensraum Wald ist/wird zerstört, also müssen sie sich anpassen und neue Lebensräume erschließen, um überleben zu können. Und das gilt nicht nur für die Eichhörnchen, auch Igel, Fuchs, Dachs und die invasiven Arten wie Waschbär und Nutria brauchen und suchen sich Lebensräume.
Wir hoffen, dass unsere nachfolgenden Generationen „unsere“ Eichhörnchen nicht nur noch aus Erzählungen oder alten Webseiten oder Büchern kennen …für uns eine schreckliche Vorstellung.
Steffi und Werner Schmitz