07.04.2021

Montagvormittag, 4 Grad, Dauerregen, Windböen – und eine Eichhörnchenmutter in Unna-Innenstadt, die ihren Sprößling, ungefähr 6 Wochen alt, nicht mehr in den Kobel im Nachbarhaus unter der Dachrinne im dritten Obergeschoß bekommt. Seit dem frühen Morgen versucht sie es unermüdlich, als wir um 10.30 Uhr davon erfahren, ist der Kleine schon reichlich erschöpft und macht kaum noch Anstalten, die Wandbepflanzung hinaufzuklettern.
Die Hausbesitzer legen eine Leiter an, zunächst ohne Erfolg. Unser Versuch, den Kleinen aufzunehmen um ihn hinaufzubringen schlägt fehl, die Mutter umkreist uns und will ihren Nachwuchs unbedingt schützen, der Bursche findet immer wieder eine Lücke, in der er sich verstecken kann – wir hatten allerdings auch gedacht, dass er erschöpfter wäre. Wir beschließen, noch ein wenig zu warten, bis seine Kräfte erlahmen, am Nachmittag wollen wir einen neuen Versuch machen. Kurze Zeit später dann der erste Anruf von den Findern, der Kleine hat mit seiner Mutter über die Leiter den ersten Schritt nach oben geschafft auf einen Balkon. Wir überlegen, eine längere Leiter zu besorgen, damit er dann auch das letzte Stück schafft bis zum Kobel hinauf, dann kommt aber der erlösende Anruf, dass Mutter und Nachwuchs den Balkon verlassen haben und vermutlich den Rückweg geschafft haben. Hoffen wir, dass das ein Happyend ist, Fassadenklettern ist nicht unsere Kernkompetenz.

Polli ist weiterhin vorsichtig, hält sich meist fern von den anderen, klettert aber durchaus und schläft angekuschelt an andere, zuletzt an Luisao und Maxi. Krick und Moritz, die sich penetrant der Urinstimulation verweigern, können definitiv noch nicht eigenständig pinkeln, also müssen wir immer wieder ran und die beiden überreden, überzeugen klappt leider nicht. Krick erstaunt uns immer wieder, letzte Woche noch mit wenig Hoffnung zur TÄin gebracht, macht er jeden Tag weitere Entwicklungsschritte, klettert, tobt mit den anderen, plündert die Buffets, verweigert Milch und die Pipiprozedur, kurz – er wird ein ganz normales Hörnchen, nur vielleicht etwas leichter noch als die anderen. Toller Typ, wir haben ihn nach dem Romanhelden von Susanna Tamaro benannt, der sich nicht in sein scheinbar unabwendbares Schicksal fügen wollte und dazu den Papst auf seine Seite bringen musste. Ein Märchen zwar, aber manchmal werden auch Märchen wahr.

Am Dienstag sind wir etwas optimistischer in Bezug auf Polli, sie zieht sich zwar weiterhin zurück, nach der Gabe von Schmerzmitteln und einem Medikament gegen den Bluterguss wird sie aber aktiver und trinkt tüchtig Milch. Sie wird uns gegenüber natürlich immer scheuer, weil wir ihr die Medis verabreichen müssen, aber anders gehts nun mal nicht. Am Nussbuffet setzt sie schon wieder beide Pfoten ein, sie schläft immer in einem großen Pulk von Hörnchen, meistens ganz unten.


Die Spätfütterungen sind mittlerweile mehr oder weniger Slapstickveranstaltungen, bietet man einem Kandidaten eine Spritze an kommen gleich 2 andere Mäuler, die sich vordrängen wollen. Luigi, der Schlingel, hat einen Riesenspaß dabei, die Sauger und Spritzen zu verschleppen, die Sachen müssen wir jetzt immer in Behältnissen verstecken. Die Pipipads werden auch großzügig verteilt, Luigi hat genau verstanden, wie er den Deckel von der Butterbrotdose hochklappen kann, um an den Inhalt zu kommen. Und sonst wird halt die Dose vom Tisch gestossen und geht dann auf. 8 von 9 Hörnchen sind auf einem guten Weg…und Polli schafft es auch, ganz sicher.