08.04.2021

Gestern Mittag in Kamen eine kleine Eichkatze abgeholt, ihrer Mutter war es nicht gelungen, sie über die Hauswand in den Kobel in der Fassadendämmung im vierten Stock zu bringen. Die Kleine war völlig ausgekühlt und total erschöpft, bei Temperaturen um 0 Grad und Dauerregen kein Wunder. Sie ließ sich widerstandslos mitnehmen, trocknen, mit Elos versorgen und schlief dann einfach in der Hand ein. Wir ließen sie schlafen, später am Nachmittag versuchten wir noch mal, die Mutter zu erspähen und ihr die Kleine zuzuführen, leider ohne Erfolg. Also nahmen wir das Mädel wieder mit, versuchten noch mal, es zu versorgen, aber da sie mittlerweile wieder zu Kräften gekommen war, hat sie sich gewehrt.

Heute morgen dann noch mal die Rückführung versucht, die Finderin verständigte uns, als sie die Mutter aus dem Kobel kommen sah, 20 Minuten später waren wir da, einen Lockruf abgespielt den wir von www.eichhörnchen-notruf.com bekommen hatten (tausend Dank dafür!), die Mutter kam angeschossen und suchte ganz hektisch ihren Sprößling, nach kurzem hin und her fanden sich die beiden…hoffentlich auch ein Happyend, wir waren jedenfalls nicht mehr gefragt. Es wäre auch schwierig geworden, die Kleine war vielleicht 6-7 Wochen alt, zu klein, um allein klar zu kommen und zu groß, um sie noch in unsere Gruppe zu integrieren. Außengehege im Wildwald? Keine Ahnung, wie Motte reagiert. Toll übrigens auch die Finderin, die nicht weggeschaut hat, als die Kleine hilflos auf der Wiese saß und Opfer von zwei Krähen zu werden drohte.

Es kommen weiterhin täglich Notrufe, Hörnchen die man den Krähen entreißen musste oder Hörnchen, die sich in der Futterstation einnisten und dort bleiben, bis man sie verscheucht oder Hörnchen, die man aus welchen Gründen auch immer jetzt unbedingt einsammeln musste und dann wieder loswerden will. Und immer tragen wir Schuld, wenn die wir die Tiere nicht abholen und sie dann wieder den Krähen überlassen werden. Uff. Damit umzugehen ist nicht so leicht. Wir haben zur Zeit 9 Hörnchen, die gefüttert und versorgt werden wollen, und Polli und Krick fordern unsere volle Aufmerksamkeit, nebenbei beantworten wir Anfragen aller Art per email oder direkt am Hörnchenfon und im Außengehege im Wildwald haben wir auch noch Motte, die gern betreut werden möchte. Daneben müssen die diversen Webseiten gepflegt und Buchhaltung gemacht werden, dazu einen Tätigkeitsnachweis fürs Finanzamt und der eine oder Tierarztbesuch steht auch noch an. Wir helfen gern und wir tun was wir können, aber wir können nicht das ganze Unglück aller Eichhörnchen in der näheren und weiteren Umgebung abwenden.

Krick macht sich prima, der Bursche hat eine wahnsinnige Ausdauer und eigentlich frisst er den ganzen Tag, Milch mag er überhaupt nicht mehr.

Polli entwickelt sich körperlich nicht wirklich weiter, sie bleibt zierlich, es ist aber auch mühselig, ihr Milch zu geben, so begeistert ist sie davon nicht. Mal tobt sie mit den anderen herum, mal zieht sie sich zurück, ihre Finger sind abgeschwollen, der Handrücken nach wie vor dick, in Absprache mit der TÄin geben wir ihr weiter Schmerzmittel und hoffen auf die heilende Wirkung der Zeit.

Henni macht sich, körperlich entwickelt er sich prächtig, er ist bildhübsch, ein paar Muskeln könnte er jetzt noch zulegen und etwas mutiger werden.

Die anderen machen einfach nur Freude, Lui hat heute als erster den Weg in die Küche geschafft – als wir durch die Geräusche alarmiert hinzukamen, sprang er sofort völlig unbefangen auf den Arm und ließ sich widerstandslos ins Wohnzimmer zurückbringen. Also mussten wir jetzt Version 2.0 der Absperrung aus dem Keller holen, jetzt brauchts wieder etwas, bis einer drüberkommt, die ist nämlich 30 Zentimeter höher.