Durch die Dezimierung des Lebensraumes:
Nach den allgemeinen und auch unseren Beobachtungen wird der klassische, heimische Mischwald weniger und die sonstigen Baumbestände werden abgeholzt, z.B. für „Autobahnüberflieger“, Wohngebiete, Industrieansiedelungen, Warenlager, wasauchimmer. Das führt leider dazu, dass die Hörnchen ihre Behausungen und ihr natürliches Habitat mit den „natürlichen Nahrungsmöglichkeiten“ verlieren, und so drängen sie entgegen ihrer Ablehnung näher an den Menschen, mit allen Risiken (z.B. Straßenverkehr, nicht eichhörnchensichere Gärten, Rattengifte usw.).
Wildtiere füttern kann mitunter sehr schwierig sein, da eine selektive Fütterung kaum möglich ist. Unter „Was tun?“ haben wir zusammengestellt, wie man die kleinen Racker ganzjährig unterstützen kann.
Durch Wetterereignisse:
Sturm „Kyrill“ und Co. knicken Bäume wie Streichhölzer und fragen nicht danach, ob da nicht vielleicht ein Kobel drauf ist. Nach unserem subjektiven Empfinden haben diese extremen Wetterlagen zugenommen, das macht’s für die Hörnchen nicht einfacher. Klar sollte die Natur sich selbst helfen, also die Eichhörnchen sollten sich anpassen, weil sie nach der darwinistischen Theorie sonst nicht überleben können…aber trotzdem….
Durch klimatische Bedingungen:
Ein lang anhaltender Sommer wie in den letzten Jahren, wo die Bierindustrie Probleme bei der Wasserbeschaffung fürs Brauen hatte und die Sonnenschutzmittelhersteller einen Umsatzrekord nach dem nächsten brachen, bedeutet für Hörnchen, dass ihnen die Nahrungsmittel ausgehen, weil z.B. Bäume wie Buchen sich auf die Wasserknappheit einstellen, indem sie ihre Früchte, eben die Bucheckern, früh abwerfen und diese somit keine ausgebildeten Kerne enthalten. Wal- und Haselnüsse haben zwar schön geblüht und trugen auch eine Menge Früchte, wer diese jedoch geöffnet hat, zog oftmals ein langes Gesicht, weil sie nämlich leer oder verdorben waren. Oft fehlte es auch einfach an Wasser, denn auch Hörnchen müssen trinken, keine Unmengen zwar, aber trotzdem…und Hörnchen, die z.B. unter dem Dachbalken eines Einfamilienhauses einen Kobel gebaut und dort ihren Nachwuchs geboren hatten, wurden regelrecht weichgekocht, so dass die Kleinen viel zu früh raus wollten (so sind wir zu einem Wurf von Vier gekommen, das Fünfte hat den Sprung aus 7 Metern Höhe nicht überlebt)
Auch „Krick“, lag auf den Treppenstufen eines Einfamilienhauses in Unna, völlig dehydriert, er konnte noch nicht mal zum Trinken den Kopf heben:
Was haben wir uns gefreut, als er zum ersten Mal eine Walnuss selbst halten konnte!!! Er konnte erfolgreich ausgewildert werden!
Aber auch menschliche Auswirkungen des Klimawandels und der Coronakrise machen den Hörnchen zu schaffen. Jeder, der irgendwie konnte, baute sich einen Pool in den Garten, leider Großteils ohne Abdeckung. Hörnchen können „ein bisschen schwimmen“, sie haben kein Seepferdchen, ihr Fell saugt sich voll und zieht sie irgendwann unweigerlich nach unten, sie ertrinken, wenn sie keinen Ausstieg finden:
Wir hatten leider auch schon das ein oder andere Hörnchen, das im Pool gelandet und gerettet werden konnte. Der Chlorgehalt des Wassers ist weder für uns, noch für die kleinen Eichhörnchenlungen gut. „Plantschi“ war ein solches, sie hat bis zu ihrer Auswilderung damit/dagegen gekämpft … aber sie konnte ausgewildert werden:
Was wir in den letzten Jahren auch beobachten konnten ist, dass sich die richtig kalten Wintermonate verschoben haben. An eine weiße Weihnacht ist kaum mehr zu denken, dafür sind im Januar/Februar die Nächte richtig kalt, auch mal bis zu -20 Grad. Das ist aber genau die Zeit, in denen der erste Wurf der Eichhörnchen schon erfolgt ist. Sie haben bei den Temperaturen kaum eine Überlebenschance. Da sollten wir „menschlich“ schon mit Futterstellen nachhelfen, dass wir wenigstens die adulten Tiere durch die kalte Jahreszeit bekommen, sie finden in der Natur nichts „Natürliches“, keine Knospen, keine frischen Triebe, auch die Pilze sind „erfroren“ und die versteckten Nüsse womöglich bei Bodenfrost unerreichbar.
Durch das Grauhörnchen:
„Importiert“ aus Nordamerika, hält es sich heute in Europa vorwiegend in Norditalien und Großbritannien auf. Das Grauhörnchen ist größer und schwerer als das europäische, ist Allesfresser und trägt außerdem noch einen für unser heimisches Hörnchen tödlichen Pokenvirus in sich; kurz und gut, das Grauhörnchen wird wegen guter evolutionärer Bedingungen das Europäische über kurz oder lang ausrotten. In Großbritannien ist der Bestand der heimischen Hörnchen bereits ernsthaft bedroht, Tierschützer versuchen dort bereits, den Bestand der Grauhörnchen zu reduzieren und Rückzugsgebiete für die Europäischen zu schaffen. Sogar das Fleisch der Grauhörnchen wird mittlerweile verwertet, so hat der englische Starkoch Jamie Oliver Rezepte für ein „Squirrel-Ragu“ in seiner Show „Jamie und Jimmies Food Fight Club“ vorgestellt.
Weil das Thema sehr umfangreich und leider auch sehr verwirrend diskutiert wird, haben wir eine eigene Seite dafür:
Europäisches Eichhörnchen vs. Grauhörnchen
Durch Pallashörnchen und Burunduk:
Die beiden Hörnchenarten sind noch nicht sehr bekannt.
Das Pallashörnchen/Rotbauchhörnchen (Callosciurus erythraeus), markant durch seinen roten Bauch), steht in Belgien und Frankreich vor der Tür. Sie gelten zur Gattung der Schönhörnchen, inwieweit sie unsere Europäischen Eichhrönchen vertreiben/verdrängen könnten, ist noch nicht gesichert.
Der Burunduk (Streifenhörnchen auch Tamias sibiricus) ist kein Baumhörnchen, sondern wohnt in Höhlen am Boden. Es gab vor Jahren eine Population in Münster, die sich aber nicht etablieren konnte. Ab und an kommen bei uns auch Notrufe von Burunduks an, ob sie echte „ausgewilderte, eingewanderte“ Exemplare sind, oder irgendwo ausgebüxt oder freiwillig in die Freiheit entlassen wurden, wissen wir nicht. Auch hier gibt es noch keine konkreten Aussagen zu den Auswirkungen auf unsere europäischen Eichhörnchen.
Endo- & Exoparasiten:
In den letzten beiden Jahren haben wir vermehrt gegen Endo- und Exparasiten bei unseren Pflegelingen gekämpft.
Exo-/Ektoparasiten (also außerhalb des Hörnchens in Form von Zecken, Fliegenlarven, Flöhen etc.) lassen sich noch relativ gut „behandeln“, hier ist Absammeln angesagt. Leider kann aber z.B. ein extremer Zeckenbefall auch dazu führen, dass die Eichhörnchen durch die Zecken so viel Blut verloren haben, dass sie es nicht schaffen. Hier ist höchste Eile geboten. Puschel war so ein Eichhörnchen, er ist -wahrscheinlich durch die massive Anzahl an Zecken – erblindet bzw. seheingeschränkt gewesen. Er hat noch 1 Jahr lang bei Michael in einem Residentengehege in Erkelenz gelebt, trotz Sehstörung.
Krümel hatte schon Fliegenmaden inwändig im Schwanz. Fliegenmaden – außerhalb des Eichhörnchens wie Sägespäne aussehend – fressen das Hörnchen von „Innen“ auf. Auch hier, höchste Eile geboten. Krümel konnten wir retten, sie war so tapfer, als wir ihr die Maden aus dem Schwanz „rausgedrückt“ haben.
In den letzten 2 Jahren ärgern uns massiv die Endoparasiten. Mit Giardien, Clostridien, Würmer & Bakterien haben wir uns ja schon „angefreundet“, neu kamen vor 2 Jahren die ersten Kryptosporidien nach NRW (in Bayern schon länger bekannt). Sie kommen aus der Kälberzucht als Dünger auf unsere Felder, unsere Eichhörnchen laufen über das Feld, schlecken sich die Pfoten ab (weil sie sehr reinlich sind) und haben plötzlich Kryptos, gegen die ihr kleiner Körper kaum ankommt. Sie haben Durchfall, wässrig, Milch oben rein, Durchfall in wenigen Minuten unten wieder raus. Sie magern ab, verhungern jämmerlich. Es gibt ein 21 Tage – Behandlungsplan … der Stress, den man den Wildtieren und der eigenen Päppelstation ausgesetzt ist, auch, weil eine sehr hohe Ansteckungsgefahr auf Mensch & Tier (einschließlich Haustier!) gegeben ist, ist extrem. Trotz Behandlungsplan verlieren wir das ein oder andere Hörnchen, weil es einfach zu spät war, das Tier schon zu geschwächt ist und den Kampf verliert.
Unsere beiden Microhörnchen („Ilvy & Nuts“), die durch den Befall auch „klein“ geblieben sind, weil der Körper einfach nicht die notwendigen Wachstumsstoffe aufnehmen konnte:
Sie konnten erfolgreich ausgewildert werden.
Wir sehen, es gibt eine Menge Faktoren, die den europäischen Eichhörnchen zu schaffen machen und ihr Überleben erschweren. Vermutlich wird man in einigen Jahren oder Jahrzehnten rückblickend feststellen, dass die Tierchen die Anpassung an sich ändernde Lebensbedingungen nicht geschafft haben und man sie deshalb nur noch in Naturkundemuseen und Überlieferungen wahrnehmen kann – oder sie stellen sich um und entwickeln Überlebensstrategien, wer weiß. Wir mögen darauf nicht warten, sondern wollen versuchen, wenigstens in unserer Umgebung ihre Existenznot etwas zu lindern, auch wenn „Evolutionspuristen“ das vielleicht als gerade falsch empfinden.