29.06.2021

Plantschi und Witti entwickeln sich prima, allerdings niest Plantschi nach wie vor und sondert Schnodder ab, meistens wenn sie aufgeregt ist, also z.B. kurz vor der Fütterung. Wittis rechtes Hinterbein ist anders, möglicherweise kürzer und dünner als das linke, er ist aber mobil, läuft, klettert, springt, allerdings nicht so weit und hoch wie Plantschi. Er hat bereits seine oberen Schneidezähne, Plantschi zahnt ein wenig, der eine Schneidezahn ist raus, der andere kurz vor dem Durchbruch. Für sie richten wir immer wieder eine Inhalation mit Salzwasser, schaun wir mal.


Alle anderen Kandidaten im Wohnzimmer (Triesel, Heinz, Vivi und Lynn) sind „full of energy“, aktiv, fit, zu jedem Schabernack bereit und immer wieder dankbar für eine Bespaßung. Besonders Triesel muss endlich raus, sie ist perfekt, die anderen drei können aber auch.


Sorgenhörnchen Puschel sitzt wieder allein, für ihn scheint das im Moment besser so, Triesel wäre zu dominant und ängstigt ihn, außerdem kennt er die Wege in seinem Domizil. So ist er fit, nimmt sich immer wieder mal seine Auszeit und lässt sich auch gern mal knuddeln, leider beisst er gern in die Zehen seiner Pflegeeltern, eine blöde Marotte, aber leicht zu umgehen. Wir haben ein Residentengehege für ihn gefunden, sofern er sich mit den beiden bereits vorhandenen Bewohnern versteht, vor dem Umzug machen wir noch einen Medizincheck bei der TÄ mit ihm. Hoffentlich klappt das, wir wünschen es uns für ihn, er ist ein lieber Bursche und könnte etwas Glück vertragen.


Die Auswilderung der 5 (Polli, Krick, Malbec, Tara und Paul) im WiWa ist für dieses Wochenende angesetzt, da sind wir auch ziemlich gespannt, wenn wir schon bei den Prognosen für die letzte 7-er Gruppe ziemlich schief lagen ist es dieses Mal völlig unmöglich zu sagen, was die fünf mit ihrer Freiheit machen. Weigern sie sich? Oder flitzen sie ohne Pause quer durch den Wildwald irgendwohin, wo sie einigermaßen ungestört sind?


Steffi hat ein online-Seminar bei Sabine Gallenberger (https://eichhoernchen-infos.de und https://www.wildtierwaisen-schutz.de) mitgemacht und viel erfahren, Frau Gallenberger rettet Hörnchen schon seit ewigen Zeiten und besitzt viel Wissen, es gibt kaum etwas, was sie nicht schon selbst gesehen oder erlebt hat. Die Veranstaltung hat sich ganz sicher gelohnt, wir können einiges für unsere Praxis übernehmen.

26.06.2021

Heute kommen wir mal wieder dazu, einen Beitrag zu schreiben, in den letzten Tagen ging das nicht so gut.

Unsere Gruppe hier besteht unverändert aus Triesel und Heinz im Wohnzimmer, Plantschi und Witti (der ist am Sonntag abend aus Witten zu uns gekommen und hat ein Problem mit seinem rechten Hinterbein) in der großen Tragebox, Puschel im Sportelraum und Lynn und Vivi im Bad. Diese Konstellationen haben sich als funktionierend herausgestellt, vorher haben wir unterschiedliche Zusammensetzungen versucht mit Streß für einzelne Beteiligte, so konnte Vivi nicht mit Puschel, Lynn nicht mit Triesel und Plantschi und Witti konnten nicht mehr länger allein sitzen.


Plantschi niest nach wie vor, vor allem wenn sie aufgeregt ist und viel schnüffelt, und Wittis rechtes Hinterbein ist auch nicht besser als bei seiner Ankunft, möglicherweise ist das auch gar kein vorübergehendes Problem bei ihm, sondern angeboren, also eine Bewegungseinschränkung. Sobald er mobiler ist, müsste man beobachten, ob ihn das sehr limitiert bei der Fortbewegung oder ob er trotzdem flink und wenig unterwegs sein kann. Wir wollten die beiden Kleinen eigentlich nur erstversorgen und dann an ihre endültigen Pflegestellen weiterleiten, aber mit Handicap wollen wir sie auch nicht abgeben, und so sind sie halt noch da.


Vivi, die scheinbar einfach nur schüchtern und ängstlich ist, lebt in Lynns gegenwart auf und traut sich mehr zu, Lynn profitiert ebenso von Vivi, eine tolle Kombi, beide haben sich in der Woche prima entwickelt. Und Heinz und Triesel sind ohnehin superfit, Triesel ist fast ebenso behende wie in der Gruppe vor ihr Polli. Nur unser Puschel sieht leider immer noch nicht besser, wir haben jetzt die Medis abgesetzt, da war die Höchstgabedauer erreicht, und es schien zuerst so, als hätte ihm da jemand den Stecker gezogen, er war längst nicht mehr so aktiv.


Die neueste Entwicklung hier noch in Kürze: gestern (Freitag) abend haben wir Puschel, der uns viel zu lethargisch schien, ins Wohnzimmer zu Heinz und Triesel gesetzt – und ihn anschließend nicht mehr herausbekommen, alle 3 waren sofort miteinander beschäftigt und Puschel ist mit ihnen ins Häuschen, also auf den höchsten und kompliziertesten Punkt im Wohnzimmer, geklettert. Heute morgen ist er dann auch prompt abgestürzt, aber dank Fallschutzdecke und guter Landetechnik unbeschadet geblieben. Wir haben keine Ahnung, was aus ihm werden soll, in den Wald kann er wohl nicht, im Residentengehege im WiWa hat er keine Chance gegen die Bewohner dort und einschläfern lassen können wir ihn wohl auch nicht, dafür haben wir ihn viel zu sehr ins Herz geschlossen.

Gerade eben haben wir noch Lynn und Vivi ins Wohnzimmer gebracht, anschließend folgte eine trubelige Spiel- und Tobesession, es gab keine Feindseligkeiten, alles lief chaotisch und turbulent, aber friedlich ab, und die späte Vormittagsruhe genossen die üblichen Kombis Vivi mit Lynn in der einen Ecke und die anderen 3 auf dem Kletterbaum diagonal gegenüber. Wenn es so bliebe, wäre das eine tolle Entwicklung.


Im WiWa haben wir heute morgen die Bewohner im Gehege versorgt, alle 5 waren aktiv und niemand ist in den Kobel zurückgeflitzt, Nähe haben sie zwar auch nicht gezeigt, aber immerhin…Nächstes Wochenende ist es wohl so weit für die 5, dann machen wir die Türe auf. Leider haben wir am Donnerstag bei einem Spaziergang dort einen Marder gesehen, der von unserer Nähe völlig unbeeindruckt durch den Eingangsbereich striff. So eine Katastrophe. Vor kurzem erst Greifvögel, jetzt der Marder, erkennen die die Häufung von ungeschickten Frischwaldeichhörnchen und haben ihren Speiseplan entsprechend eingerichtet?

22.06.2021

Am Sonntag spät bekommen wir noch einen kleinen Eichkater, vielleicht 4 Wochen alt, aus Witten, der das rechte Hinterbein schont. Montag fahren wir mit ihm und Plantschi und Montags-Neuzugang Vivi zur TÄ – Vivi hat einen eindeutigen Menschenbezug, sie sucht die Nähe von Menschen, ihre Finderin wurde von ihr ausgesucht…leider wusste Vivi nicht, dass die Finderin und ihre Familie auf dem Weg in den Urlaub war. Da sich keine andere Pflegestelle fand haben wir die Kleine aufgenommen, sie lässt gar nicht erkennen, warum sie Hilfe sucht, hat keinerlei erkennbare Krankheiten oder Defizite, zwei Zecken pflücken wir ihr von der Nase (woher kommen dieses Jahr alle diese Zecken?) und weitere drei sitzen unterm Auge (auch gezogen), ansonsten ist sie gut genährt und gepflegt und sehr anschmiegsam. Wurde sie von Menschen großgezogen? Sind die weg oder wollen sie nicht mehr haben?
Der Wittener Bube hat nichts gebrochen, vielleicht eine Verstauchung vom Sturz aus dem Kobel? Jedenfalls wollte seine Mutter ihn nicht mehr aufnehmen. Er ist ein wenig unleidlich, die üblichen Eingewöhnungsschwierigkeiten für ehemals wildlebende, aber Spritze und Sauger hat er mittlerweile begriffen, sein Beinproblem wird vermutlich die Zeit heilen, da er altersmäßig zu Plantschi passt, möchten wir versuchen, sie miteinander bekannt zu machen, sobald Plantschi ihren Schnupfen (die Lunge ist definitiv nicht betroffen) überwunden hat, dazu soll sie inhalieren.


Puschel hat abends mal eine Runde im Wohnzimmer gedreht, leider rennt er immer wieder gegen Hindernisse, vor allem wenn er hektisch wird. Motorisch ist er superfit, mit Triesel hat er Kontakt aufgenommen, das war weitgehend ruhig und interessiert, einmal hat er gefaucht. Vom Alter und Aussehen passt er prima zu Vivi, vielleicht können sich die beiden gegenseitig helfen, allerdings wäre das nur eine kurzfristige Lösung, er braucht seine Augen, wenn er im Wald bestehen will, ein wenig Zeit hat er noch und seine Medis bekommt er auch weiter.
Wir haben eine spannende Gruppe hier, kein schlimmer Finger dabei, eigentlich sogar alle richtig lieb, die drei im Wohnzimmer kommen gut miteinander klar, Triesel hat mittlerweile das Holzhäuschen neben dem Kletterbaum besetzt, Heinz schläft auf dem Schrank und Lynn auf dem Eckschrank. Sie tun sich gegenseitig nichts, nur die Fütterung ist manchmal chaotisch, weil die Großen auf einmal auch wieder Milch wollen und einer die Sauger klaut und der andere die Nase ins Milchglas steckt, während Lynn gefüttert wird.


Im WiWa siehts genau so trüb aus wie seit dem Umzug der 5 ins Gehege, Paul rennt mit viel Gefauche weg, wenn einer von uns ins Gehege kommt, die anderen haben sich schon längst in den Kobeln versteckt. Bedrückend, das haben wir so noch nie erlebt, was ist da bloß schief gelaufen? Und wie bekommen wir die in den Wald? Moritz treibt sich immer noch in der Nähe des Geheges herum, ihn stört unsere Anwesenheit überhaupt nicht.
Das Notruftelefon steht nicht still, und leider bekommen wir auch den Frust über die eine oder andere Station ab, die am Telefon pampig und wenig hilfsbereit ist, allerdings sind auch manche Anrufer grenzwertig. Es fehlen Päppelstationen, Unna könnten wir vielleicht noch abdecken, aber die Nachbarstädte sind hoffnungslos unterbesetzt. Menschen, denen hilflose Hörnchen nicht egal sind, gibt es durchaus, und manche verschieben auch ihre Fahrt in den Urlaub um Stunden oder düsen abends noch mal durch die Gegend, um ein Hörnchen vor dem sicheren Tod zu retten, nur Personen, die sie aufnehmen, fehlen.

20.06.2021

Der Samstag ist ruhig, Lynn siedelt um ins Wohnzimmer und wird freundlich aufgenommen, schläft mittags und am frühen Abend bei Heinz auf dem Eckschrank unter einem Pareo. Sie nimmt gern ihre Milch und ist immer noch anhänglich, bleibt gern auf der Schulter und lässt sich durch die Wohnung tragen und bewegt sich nicht weg. Ein tolles Hörnchen.

Heinz und Triesel sind voll in der Spur, körperlich fit, charakterlich einwandfrei, die beiden machen Spaß.
Plantschi, die am Morgen noch hörbar atmete, wird ruhiger, sie hat im Laufe des Tages einige Male graugelben Schnodder aus der Nase laufen lassen, sie trinkt ihre Milch gierig, erkundet auch ihre Umgebung, ansonsten schläft sie viel in der großen Tragebox im Wohnzimmer, die anderen kontaktieren sie nur, wenn sie wach und außerhalb der Box ist, und dann sind sie sehr vorsichtig.
Puschel bringt immer noch Zecken zum Vorschein, die lassen sich aber fast alle völlig problemlos absammeln, er hockt am liebsten auf Steffis Schulter und lässt sich durch die Gegend tragen bei allen häuslichen Verrichtungen, wahrscheinlich bliebe er auch da, wenn wir zum einkaufen in den Supermarkt gingen. Seine Medis mag er nicht nehmen, wenn wir ihn „überreden“, jammert er und quiekt und rollt sich zusammen. Sein Domizil im Laufstall sorgt dafür, dass er sich bewegen kann, ohne sich eine blutige Nase zu holen, nur eine Tragebox, selbst eine große, akzeptiert er überhaupt nicht und meckert dann reichlich. Wir können noch gar nicht abschätzen, wo es mit ihm hingeht, sollte seine Sehschwäche aber bleiben, werden wir irgendwann eine schlimme Entscheidung treffen oder irgendeine geniale Idee produzieren müssen. Tatsache ist, dass er unsere Herzen erobert hat. Noch ist Zeit, zum Glück.


Im WiWa waren wir Samstag nicht, am Sonntag früh sieht alles unverändert aus, fast alle flitzen in die Kobel, als wir uns dem Gehege nähern bzw. als Steffi es betritt, Polli bleibt draußen, vermeidet es aber mit viel Aufwand, gesehen zu werden. Dafür flitzt Moritz draußen rum, kommt auf 50 cm heran und hat gar keine Scheu, er räubert sofort die frisch aufgefüllte Außenstation, und auch sonst sind einige Hörnchen unterwegs und im übrigen auch tausende von Minikröten auf den Gehwegen, der Rumpf höchstens einen cm lang.


Für heute sind wieder Temperaturen um die 30 Grad vorhergesagt, wir sind gespannt, wie viele Notrufe wegen dehydrierter Hörnchen kommen und ob das heftige Gewitter letzte Nacht Hörnchen um ihren Kobel gebracht hat.

19.06.2021

Das Chaos reißt nicht ab…der Freitag ist turbulent, es gibt wieder viele Notrufe, einer davon führt uns zu einer Familie, die eine ca. 3 Wochen alte Eichkatze vor Dehydrierung bewahrt hat, in dem es sie in einen Wäschekorb mit Wasser gesetzt hat – nein nein, nicht in einen Wäschekorb mit einer Wasserschale sondern der Korb war voller Wasser und das Hörnchen „badete“ darin, und das ungefähr 4 Stunden lang. Ziel erreicht, Hörnchen ist nicht dehydriert, könnte aber möglicherweise an Lungenentzündung eingehen, wenn es Wasser in die Lungen bekommen hat, im übrigen war das Wasser, selbst wenn es so warm wie die Umgebung war, zu kalt für ein kleines Hörnchen. Wir haben es sichergestellt und trockengelegt und auf Anraten sofort mit einem Antibiotikum behandelt. Die Frage, ob die Familie denn das Hörnchen zurückbekäme, wenn wir es gepäppelt hätten, damit sie es als Haustier halten können, war dann noch die Sahnehaube auf der Torte. Aber immerhin haben sie nicht weggeschaut und das Hörnchen einfach sich selbst überlassen!


Puschel, die Zeckenherberge, duftet mittlerweile wie eine Kokosnuß, wir haben ihn eingeölt um irgendwie die Zeckenplage in den Griff zu bekommen, mittlerweile sind wir locker bei 50 Zecken, die wir bei ihm gefunden und entfernt haben. Nichtsdestotrotz lebt er noch, zeigt immer wieder Anflüge von Aktivität, meistens rollt er sich aber ein und möchte nicht befingert werden. Verständlich. Er frisst aber, trinkt auch, und hat sicher noch nicht aufgegeben, er bekommt alle Zeit.
Lynn kann selbständig pinkeln…warum sie das ausgerechnet auf der einzigen passenden Bermudas ihres Pflegevaters beweisen muss, weiß keiner, macht aber nix, bei den Temperaturen trocknet Wäsche schnell. Ansonsten ist sie ein nach wie vor anlehnungsbedürftiges Hörnchen, schläft lieber bei uns in der Hand oder im Nacken als in ihrer Box (wir haben ihr die größte gegeben, die wir haben). Heinz und Triesel hat sie schon kennengelernt, wir sind vorsichtig optimistisch, beide waren nicht zu grob zu ihr und sie war sehr interessiert, heute werden wir eine schrittweise Eingliederung ins Wohnzimmer versuchen.


Dort leiden Heinz und Triesel unter der Hitze, liegen meistens schlapp herum, freuen sich über unsere Besuche, ihre Verdauung hat sich nun einigermaßen an das Überangebot an Fett angepasst, die Köttel werden größer und mehr, den beiden gehts offensichtlich gut, sie wachsen und gedeihen und werden ganz sicher einen guten weiteren Weg gehen.
Es gab noch weitere Notrufe, z.B. einen 1-2-Wöchler aus Bochum (noch nackt, Augen und Ohren zu), der dank der Beharrlichkeit der Finderin eine Pflegestelle fand. Wir brauchen mehr Menschen, die so verrückt sind und Hörnchen zur Pflege aufnehmen!

Ein kurzes update am Samstag morgen um kurz vor sieben: es gibt Momente, die entschädigen für den ganzen Aufwand: wir sitzen gerade im Wohnzimmer mit unserem Badenotfall von gestern, mit Lynn und Heinz und Triesel, und alle hopsen aufgeregt umher, spielen miteinander und zeigen pure Lebensfreude. Gerade holt sich auch Rosti draußen eine Walnuss. Von der session gibts später noch Fotos…

Leider hört man bei Plantschi Atemgeräusche, sie ist allerdings superfit, wir warten ab. Und möglicherweise ist Puschel blind, auf jeden Fall hat er Sehstörungen, als er gesten dann tatsächlich mal bereit war zu laufen, rannte er prompt vor Wände und vollführte eigenartige Bewegungen, als ob er gar nicht wüsste, wo er ist. Gibt es vorübergehende Sehbeeinträchtigungen, z.B. durch Streß, Dehydration oder auch Zeckenbisse? Die Zecken werden tatsächlich so langsam weniger, wir geben dem Burschen noch Zeit, vielleicht wirds ja noch besser, wenn die Medis richtig wirken und die Blutsauger endgültig besiegt sind.

18.06.2021

Ich soll Lynn mit „y“ schreiben…sie war gestern bei der TÄ. der längere untere Schneidezahn wurde gekürzt um die Symmetrie wieder herzustellen. Im Oberkiefer hat sie einen Bluterguss, schauen wir, was die oberen Schneidezähne machen, wenn sie denn durchbrechen, noch sind sie nicht da, so allzu lange sollte das nicht dauern. Lynn bittet um Zuwendung und Nähe, hat gestern, als alle anderen schon schliefen, die Couch erkundet, und sie ist nicht so der ganz große Milchfan – noch nicht.
Puschel, der Eichkater von der Baustelle, hat ein neurologisches oder internistisches Problem, er reagiert nicht auf Lichtprovokation und ist ein echter Wackelkandidat. Er ist immer wieder aufs Neue übersät mit Zecken, überwiegend an Gesicht und Hals, bestimmt 30 Stück haben wir schon gezogen und es ist kein Ende in Sicht. Leider trinkt er nichts aus der Spritze, da ist es schwierig, ihm die Medis (Antibiotikum und Cortison und Vitamin-B) zu verabreichen. Ob die Mistviecher ihm irgendein übles Virus oder Bakterium verpasst haben? Oder ist es einfach die Menge der Blutsauger? Wir finden auch kein Nest oder Eier von Zecken.
Im Wohnzimmer arrangieren sich Triesel und Heinz weitgehend, wenn Heinz allerdings seine Milch schlabbert kommt auch schon mal Triesel dazu, und fegt ihn einfach weg und trinkt weiter. Heinz ist der kleinere, so ist es nun Mal.
Im WiWa ist alles wie gehabt, schläfrige Ruhe bei der Hitze, ansonsten keine Entspannung bei unseren Angsthörnchen. Eigentlich sollten die fitten schon bald in den Wald…

Bilder kommen mit dem nächsten Beitrag, diesen hier hatte ich heute Morgen geschrieben, bin aber dann nicht zum hochladen gekommen…Asche auf mein Haupt

17.06.2021

Donnerstag morgen, nach einem völlig chaotischen Mittwoch, erwarten wir einen weiteren Ansturm von Notrufen, die Hitze treibt scheinbar viele kleine Hörnchen aus ihren Kobeln unter Hausdächern, es stellt sich jetzt wohl heraus, dass ihre Unterkünfte nicht für solche Temperaturen geeignet sind. Aus Lüdenscheid kam gestern ein Hilferuf, dass ein kompletter Kobel mit 4 Kleinen den ganzen Tag von der Mutter nicht aufgesucht wurde – sie hatte während der Abwesenheit der menschlichen Bewohner auf dem Balkon in einer Kramkiste einen Kobel gebaut und dort ihren Nachwuchs zur Welt gebracht. Die Gastgeber ließen die Hörnchen dort und beobachten das Treiben gut, und gestern eben war die Mutter den ganzen Tag nicht zu sehen. Als wir gegen 21 Uhr bereit waren, die vermeintlichen Waisen aufzunehmen, erschien sie dann doch, gegen jede Lehrmeinung, Gott sei Dank.


Zwei Notrufe hatten wir, die uns zwei Gäste beschert haben: Puschel aus Unna, der auf einer Baustelle gefunden wurde und scheinbar nicht laufen kann, obwohl er die Beine bewegen und die Füße zusammenkrallen kann. Er ist übersät mit Zecken, 13 haben wir schon entfernt, alle in Augen- und Mundnähe, aber es scheinen täglich neue anzudocken und zu saugen. Puschel ist propper, hat noch dichtes Unterfell, ein Eichkater mit stabilem Körper und großem runden Kopf, aber er weigert sich tatsächlich, auch nur ein paar Zentimeter zu gehen. Da muss wohl ein/e TA/TÄ mal schauen. Ansonsten wäre geplant, ihn zu seiner Baustelle zurück zu bringen, aber das ist im Moment noch weit weg…
Und Linn aus Werl ist angekommen, die Finderinnen konnten ihr beim Sturz vom Giebel eines Hauses zusehen, nur wenige Zentimeter vom rettenden First entfernt. Das braucht kein Mensch…jedenfalls hat Linn den Sturz einigermaßen überstanden, eine dicke Blutkruste an der Nase, leider ist auch der eine untere Schneidezahn abgebrochen. Ansonsten ist sie fit, nur wenige Krabbler, offenbar keine Zecken, passt im Alter fast zu Heinz, die oberen Schneidezähne sind fast durch, der eine zeigt sich schon ein wenig. Ein freundliches Wesen, hat Spritze und Sauger sofort kapiert, bekommt im Moment noch Elos, im Laufe des Vormittags, wenn wir mal ein paar Köttel gesehen haben, stellen wir um auf Milch.


Apropos Heinz: der scheint sich mit Triesel jetzt besser zu verstehen, man kann Heinz aber auch beim Wachsen und bei der motorischen Entwicklung zusehen, er gibt alles, um mit Triesel mithalten zu können, und muss sie nicht mehr anfauchen, wenn sie in seine Nähe kommt. Toll, so war es geplant. Wenn jetzt noch Linn dazu käme…aber erst einmal ist sie in Quarantäne. Triesel und Heinz suchen sich jetzt ihre Schlafplätze selbst, Heinz wehrt sich vehement gegen die Urinstimulation, beide nehmen aber noch gern Milch, ansonsten werden sie selbständiger, und genau so soll es sein.


Im WiWa-Gehege ist alles unverändert, gestern Abend bei einem späten Besuch waren Krick und Polli völlig erstarrt und suchten das Weite, als sie uns sahen. Die Außenfutterstationen werden nach wie vor gut angenommen, wir füttern so langsam etwas weniger, damit sich unsere wilden Hörnchen einen anderen Platz im Wald suchen. Das Hörnchentreiben rund um unser Gehege scheint auch Greifvögel anzuziehen, gestern Abend ließ sich einer auf einem Baum ganz in der Nähe nieder, dort haben wir in den letzten Jahren noch nie einen gesehen, aber mit den schwindenden Lebensräumen für ihre Futtertiere müssen sich wohl auch die Jäger näher an den Menschen herantrauen. Imposante Tiere – wenn sie nicht gerade Eichhörnchen fressen würden…

16.06.2021

36 Stunden später ist die Lage im Wohnzimmer ruhig, Triesel und Heinz machen beide ihr Ding, Triesel lässt Heinz einigermaßen in Ruhe, jedes Mal, wenn sie in seine Nähe kommt, faucht er sie an. Leider sind beide dadurch ziemlich allein, das sollte so nicht sein, vor allem der kleine Heinz sollte Triesel nacheifern und mitgezogen werden, damit er bald mit ihr ins Außengehege kann.
In den WiWa haben wir es Montag aus beruflichen Gründen nicht mehr geschafft.

Einen Nachtrag zum vergangenen Donnerstag (10.06.) hätten wir noch: wir hatten das Treffen mit Mira und ihrer Familie, wo es um ihr Schulprojekt ging, und Mira hat sich mit einem Gedicht (und einer Spende und Hörnchenfutter) bedankt. Wir haben uns darüber unheimlich gefreut, es ist das erste Mal, dass jemand für uns dichtet und uns gefällt das Gedicht auch richtig gut, und mit Erlaubnis möchten wir es hier veröffentlichen.

Eichhörnchen

Ein Kletterer im hohen Gipfel
Wer springt da im Baum, im Wipfel?
Ein Blick hinauf, ein kleiner Puschel,
ist das nicht ein roter Wuschel?

Ein Eichhörnchen springt von Ast zu Ast
durch die Blätter ohne Rast.
Plötzlich bleibt es still hocken,
kann ich es mit einer Nuss wohl locken?

Doch es macht kehrt und springt herunter,
wird da nicht ein Zweites munter?
Zwei Eichhörnchen jagen um den Stamm,
ob das eine das andere fangen kann?

Mira S.

Toll, oder?

Noch ein kurzes update am 16.06. morgens, die Tage sind einfach zu kurz: wir hatten noch am Dienstag den einen oder anderen Notfall, u.a. ein Geschwisterpaar aus Unna-Massen, mit dem wir gestern Abend und heute Morgen eine Rückführung versucht haben – leider vergeblich, jetzt suchen wir eine Pflegestelle. Und ein Geschwister von unserem Heinz aus dem Weidenweg in Unna war heute kurz hilflos auf einem Balkon, als es uns aber sah, wurde es recht flott, wir konnten es nicht fangen und haben es dann notgedrungen laufen lassen. Im WiWa gestern Abend war die Situation unverändert, unsere 5 Insassen sind nach wie vor panisch unterwegs, machen aber einen körperlich gesunden und fitten Eindruck.

Per Telefon konnten wir noch einige Hilfestellungen geben, es sieht so aus, als ob die Hitze jetzt doch wieder einige Hörnchen aus ihrem Kobel treibt, insbesondere die, die unter einem Hausdach geboren wurden und wo es jetzt unerträglich heiß wird.

14.06.2021

Nach einem ereignisreichen Wochenende hier erst einmal eine Kurzfassung: nachdem wir Polli und Co. Mittwoch in den WiWa gebracht hatten, wollten wir einen privaten Besuch in der Pfalz machen, es hat sich dann ergeben, dass wir Triesel und Heinz noch bei uns hatten, also haben wir sie kurzentschlossen einfach mitgenommen. Das hat super geklappt, die beiden waren völlig pflegeleicht und haben sich gut benommen, auf Hin- und Rückfahrt haben sie tief und fest geratzt, nach der Ankunft jeweils haben sie sich tüchtig gestreckt, kräftig gegähnt und und sich dann für ihre Umgebung interessiert. Nach der Rückkehr haben wir das Wohnzimmer für sie hergerichtet, dort finden sie sich jetzt langsam zurecht.

Im WiWa haben wir Freitag noch Futter fürs Gehege und die Außenstationen nachgelegt, die 5 im Gehege sind aber nach wie vor völlig durch den Wind. Am Sonntag Abend, nach der Rückkehr aus der Pfalz, sind wir dann hingefahren und es war kein Hörnchen im Gehege zu sehen. Sicher – es war warm und den Tag über eine Menge Trubel dort, aber am frühen Abend bei angenehmen 21 Grad und einer leichten Brise so gar keine Hörnchenaktivität? Und gefressen haben sie auch nicht sooo viel seit Freitag…wir beschließen, am Montag früh zu schauen und, wenn wir sie dann wieder nicht sehen, die Schlafkobel zu öffnen (die Häuschen scheinen sie nicht mehr zu nutzen, die sind alle leer). Gesagt, getan, Montag früh um halb fünf raus aus den Federn und ab in den WiWa – und da sehen wir alle fünf im Gehege herumturnen, und sie sehen alle normal aus, keine dürren Gerippe, alle bewegen sich, aber so wie sie uns wahrnehmen verziehen sie sich auch wieder, teilweise mit viel Gefauche. Da ist aber einiges an Vertrauen verloren gegangen mit dem Umzug ins Gehege; selbst Tara und Paul, die uns total nahe standen, als sie noch bei uns waren, scheinen richtig Angst vor uns zu haben.

Im Umfeld um die Gehege sind immer noch einige unserer ehemaligen Pfleglinge unterwegs, heute morgen rennt uns noch Luisao über den Weg, Luisa kommt aus der Außenfutterstation, sie ringen noch um ihren Weg in den Wald.
Heinz und Triesel finden noch nicht so recht zusammen, Triesel ist ziemlich grob zu dem Kleinen, vielleicht sind sie alters- und entwicklungstechnisch zu weit auseinander. Das macht die Situation kompliziert, wir können sie so ja kaum allein lassen. Im Moment fehlt die zündende Idee…

10.06.2021 – abends

Heinzens Rückführversuche sind leider alle gescheitert, seine Mutter ist nicht zu finden. Damit wird er wohl erst einmal bei uns bleiben. Nachmittags sind wir im WiWa und treffen uns dort mit Mira, die uns für eine Schularbeit Löcher in den Bauch fragt. Währenddessen kommt Moritz ganz ungeniert zum Gehege und lässt sich außerhalb der Futterstation versorgen, Mira kann aus nächster Nähe Fotos machen, überhaupt sind wieder einige aus der 7er-Gruppe unterwegs, Luisao und Luigi haben wir auf jeden Fall erkannt. Dafür sind unsere WiWa-Neuzugänge immer noch sehr reserviert, lediglich Paul und für ein paar Minuten auch Malbec zeigen sich, wollen aber keinen Kontakt. Das Gespräch macht uns Spaß, hoffentlich hat Mira genug Material für ihre Arbeit bekommen.
Wir belegen noch die Außenfutterstationen, die natürlich wieder ratzekahl leer sind, dann gehts heim, wir wollen schließlich noch Triesel (wenn wir gewusst hätten, dass sie noch länger bei uns bleibt, hätten wir sicher einen anderen Namen gewählt) und Heinz miteinander bekannt machen. Das geht leider gründlich schief, Triesel ist nicht amused und zeigt dem deutlich kleineren Heinz, wer Chefin im Ring ist…der Bub wird unsicher und dann auch müde und schläft schnell ein, er hat erst einmal genug von der neuen Bekanntschaft. Beide bleiben in ihren Schlafgelegenheiten, Heinz in der Tragebox und Triesel im Laufstall, morgen gehts weiter, aber leider mit deutlich weniger Optimismus. Schade, das hätte alles ganz einfach gemacht, jetzt müssen wir vielleicht neu planen.