17.06.2021

Donnerstag morgen, nach einem völlig chaotischen Mittwoch, erwarten wir einen weiteren Ansturm von Notrufen, die Hitze treibt scheinbar viele kleine Hörnchen aus ihren Kobeln unter Hausdächern, es stellt sich jetzt wohl heraus, dass ihre Unterkünfte nicht für solche Temperaturen geeignet sind. Aus Lüdenscheid kam gestern ein Hilferuf, dass ein kompletter Kobel mit 4 Kleinen den ganzen Tag von der Mutter nicht aufgesucht wurde – sie hatte während der Abwesenheit der menschlichen Bewohner auf dem Balkon in einer Kramkiste einen Kobel gebaut und dort ihren Nachwuchs zur Welt gebracht. Die Gastgeber ließen die Hörnchen dort und beobachten das Treiben gut, und gestern eben war die Mutter den ganzen Tag nicht zu sehen. Als wir gegen 21 Uhr bereit waren, die vermeintlichen Waisen aufzunehmen, erschien sie dann doch, gegen jede Lehrmeinung, Gott sei Dank.


Zwei Notrufe hatten wir, die uns zwei Gäste beschert haben: Puschel aus Unna, der auf einer Baustelle gefunden wurde und scheinbar nicht laufen kann, obwohl er die Beine bewegen und die Füße zusammenkrallen kann. Er ist übersät mit Zecken, 13 haben wir schon entfernt, alle in Augen- und Mundnähe, aber es scheinen täglich neue anzudocken und zu saugen. Puschel ist propper, hat noch dichtes Unterfell, ein Eichkater mit stabilem Körper und großem runden Kopf, aber er weigert sich tatsächlich, auch nur ein paar Zentimeter zu gehen. Da muss wohl ein/e TA/TÄ mal schauen. Ansonsten wäre geplant, ihn zu seiner Baustelle zurück zu bringen, aber das ist im Moment noch weit weg…
Und Linn aus Werl ist angekommen, die Finderinnen konnten ihr beim Sturz vom Giebel eines Hauses zusehen, nur wenige Zentimeter vom rettenden First entfernt. Das braucht kein Mensch…jedenfalls hat Linn den Sturz einigermaßen überstanden, eine dicke Blutkruste an der Nase, leider ist auch der eine untere Schneidezahn abgebrochen. Ansonsten ist sie fit, nur wenige Krabbler, offenbar keine Zecken, passt im Alter fast zu Heinz, die oberen Schneidezähne sind fast durch, der eine zeigt sich schon ein wenig. Ein freundliches Wesen, hat Spritze und Sauger sofort kapiert, bekommt im Moment noch Elos, im Laufe des Vormittags, wenn wir mal ein paar Köttel gesehen haben, stellen wir um auf Milch.


Apropos Heinz: der scheint sich mit Triesel jetzt besser zu verstehen, man kann Heinz aber auch beim Wachsen und bei der motorischen Entwicklung zusehen, er gibt alles, um mit Triesel mithalten zu können, und muss sie nicht mehr anfauchen, wenn sie in seine Nähe kommt. Toll, so war es geplant. Wenn jetzt noch Linn dazu käme…aber erst einmal ist sie in Quarantäne. Triesel und Heinz suchen sich jetzt ihre Schlafplätze selbst, Heinz wehrt sich vehement gegen die Urinstimulation, beide nehmen aber noch gern Milch, ansonsten werden sie selbständiger, und genau so soll es sein.


Im WiWa-Gehege ist alles unverändert, gestern Abend bei einem späten Besuch waren Krick und Polli völlig erstarrt und suchten das Weite, als sie uns sahen. Die Außenfutterstationen werden nach wie vor gut angenommen, wir füttern so langsam etwas weniger, damit sich unsere wilden Hörnchen einen anderen Platz im Wald suchen. Das Hörnchentreiben rund um unser Gehege scheint auch Greifvögel anzuziehen, gestern Abend ließ sich einer auf einem Baum ganz in der Nähe nieder, dort haben wir in den letzten Jahren noch nie einen gesehen, aber mit den schwindenden Lebensräumen für ihre Futtertiere müssen sich wohl auch die Jäger näher an den Menschen herantrauen. Imposante Tiere – wenn sie nicht gerade Eichhörnchen fressen würden…