05.09.2023

Harry …

Wir haben heute, ganz, ganz schweren Herzens, Harry über die Regenbogenbrücke gehen lassen. Es tut uns so leid, wir sind so unendlich traurig. Wir hätten ihn so gerne laufen und springen sehen wollen, aber es hat nicht sollen sein. Die Verletzungen waren wohl doch tiefgreifender. Er hatte zwar seit 6 Monaten immer Eichhörnchen um sich herum, die ihn zum mitspielen animiert haben, aber im Ergebnis hat er es nie geschafft, sich mit dem Hinterbeinchen hinter dem Ohr zu kratzen, so sehr, wie er es versucht hat und er hat es täglich versucht! In den letzten Wochen ist er sogar im Laufrad gelaufen, da hatten wir die Hoffnung, dass das vielleicht noch mal einen neurologischen „Schub“ gibt, aber leider nein. Er konnte die Hinterbeinchen und den Schwanz bewegen, auch im Schlaf, aber nie „willentlich“.

Ich glaube, da werden uns einige Pflegestellen beipflichten: es gibt nichts Schlimmeres, als ein Tier, das man über so lange Zeit gepflegt und versorgt hatte, gehen lassen zu müssen, weil das Hörnchen es im Endeffekt auch noch nicht mal in ein Residentengehege schafft. Es ist grausam, für Tier und für den Menschen dahinter. Man fragt sich unweigerlich, woher wir uns das Recht nehmen, über das Leben des Tieres zu entscheiden. Aber in der freien Natur hätte er überhaupt keine Chance gehabt. So hatte er wenigstens ein halbes Jahr im Wohnzimmer gelebt, mit anderen Hörnchen in Gesellschaft.

Man muss sich bei solchen schweren Entscheidungen vielleicht auch mal in die Lage des Tieres versetzen: Harry sieht die anderen Eichhörnchen rumtoben, wie sie springen, klettern (das konnte er eingeschränkt auch), sich hinterherjagen, kuscheln und knuddeln. Je größer/älter die Eichhörnchen im Wohnzimmer immer wurden, desto mehr wurde er „abgehängt“, weil er ja nicht hinterher kam. Was mag ein Eichhörnchen dann denken? Denkt es darüber nach? Kann es seine Situation reflektieren? Ist er traurig oder einfach nur glücklich, weil er täglich seine Leckerlies bekommen hat und im Wohnzimmer rumturnen konnte, auf seine Art und Weise? Wir wissen es nicht, leider! Auf jeden Fall Gedanken, die man haben sollte, wenn man hinterfragt, ob wir als Pflegestelle vielleicht eine Entscheidung zu schnell getroffen haben. Wir haben die Entscheidung mit Sicherheit nicht zu schnell gefällt. Harry ist seit 1/2 Jahr bei uns und die untere Naturschutzbehörde ist durch die kürzlichen Facebookeinträge auch auf ihn aufmerksam geworden. Da wir den Termin heute hatten, hat die Untere Naturschutzbehörde von einem weiteren Verfahren abgesehen.

Wir haben wohl jedes Jahr so einen Fall, der uns an unsere Grenzen bringt, letztes Jahr war es Hope, dieses Jahr Harry.

„Mein lieber Harry, wir wünschen dir alles Gute über der Regenbogenbrücke, dass du mit grünen Haselnüssen, Maiskolben und Maronen verwöhnt wirst, die Pistazien nicht zu vergessen. Wir hätten dir so gerne geholfen, aber es hat nicht sollen sein. Allen Neuankömmlingen im Wohnzimmer warst du aufgeschlossen, du hattest neue Spielpartner, auch eine Urlaubszeit ohne Hörnchen hast du tadellos überstanden. Du warst so ein herzensguter Eichkater, wenn du auch nicht mehr handzahm warst. Wir werden dich nie vergessen und dein Name ist reserviert, du bist und bleibst einzigartig!

Wir werden über Harry in jedem Fall ein YouTubeVideo erstellen und einen gesonderten „Harry Kalender 2024“ wird es auch geben, aber erst, wenn wir uns wieder ein bisschen „bekrabbelt“ haben.