25.04.2021

Boaahh, was für ein Tag gestern…wir wollten 7 Hörnchen ins Auswilderungsgehege in den WiWa Voßwinkel bringen. Dazu haben wir uns am Freitag abend im Wohnzimmer einquartiert, um genau mitzubekommen, wo unsere Gäste sich schlafen legen. Die Idee ist, dass sie in den beiden Holzhäuschen pennen, an denen man nur die Luken mit den außen angebrachten Klappen schließen muss, damit dann in den Häuschen der Transport nach Voßwinkel erfolgen soll.

Natürlich ging alles ganz anders…erst jagte uns Luisa einen Riesenschreck ein, weil sie beim Atmen komische Geräusche machte und insgesamt sehr lethargisch wirkte, und natürlich legte sie sich oben in den Kletterbaum und nicht ins Häuschen. Mit viel Überredungskunst brachten wir sie auf den Wohnzimmerschrank, wo die Häuschen stehen, ihr Atmen klang weiterhin nicht gut. Bei der letzten Fütterung um 23 Uhr bemerkten wir, dass das eine oder andere Hörnchen vor dem Haus schlief, vergraben unter Decken. Diese Schlafplätze räumten wir und beschwerten sie mit Hantelscheiben, damit sie nicht wieder benutzt werden konnten. Dann Licht aus, wir auf der Couch in voller Montur, natürlich ahnten die Hörnchen, dass irgendwas anders war als sonst. Eichhörnchen schlafen eher oberflächlich, sie müssen ja auch in der Natur Gefahren erahnen und merken, wenn ihnen ein Marder ans Fell will…insgesamt war es sehr unruhig. Luisa hatte sich mittlerweile wieder beruhigt, ihr Atmen hörte man nicht mehr heraus. An Schlaf war kaum zu denken, im übrigen rochen die Decken auf der Couch auch intensiv nach Hörnchen, ständig rumorte irgendein Fellträger herum, dazu konnten wir draußen auf dem Balkon noch Mäuse sehen, die sich am Vogel- und Hörnchenfutter bedienten, das macht uns auch ganz wuschig…

Um 4 Uhr standen wir auf, schlossen die Klappen an den Häuschen…und waren verblüfft, weil uns zwei Hörnchen ganz erstaunt anstarrten und sich sofort von dannen machten: Henni und Lui hatten irgendwo neben den Häuschen gepennt, der Trubel hat sie geweckt und sofort in die Flucht geschlagen, damit war der Plan geplatzt, 7 Hörnchen zu chauffieren. Wir fuhren dann mit den fünf (Luisa, Luigi, Luisao, Maxi und Moritz) und brachten sie ins Auwilderungsgehege, morgens um 5 Uhr waren wir dort, es war noch zappenduster und ordentlich kalt (0 Grad). Erwartungsgemäß rührten sich die fünf kein bisschen, niemand wollte aus dem Häuschen herauskommen, nachdem wir die Klappen wieder geöffnet hatten. Zwei Stunden, einen Kaffee und zwei Croissant später traute sich Maxi heraus, dann war die Starre gebrochen, nach und nach kamen auch die anderen bis auf Luisa heraus und wagten erste vorsichtige Blicke ins Gehege und nahmen einen Snack. Nach einigen Minuten vorsichtiger Aktivität verschwanden alle wieder im Häuschen (wir hatten mittlerweile eines entfernt, das brauchten wir ja für die zwei Daheimgebliebenen), und wir fuhren heim mit dem Ziel, Lui und Henni auch noch irgendwie rüberzubringen.

Die beiden ahnten natürlich, was ihnen blühen sollte, von dem einstigen tiefen Vertrauen war nix mehr zu spüren, sie waren sehr argwöhnisch, hielten sich fern von uns, Henni legte sich zu Polli in deren Haus, das sie sonst mit viel Gefauche vor Eindringlingen verteidigt, jetzt aber gern mit dem Burschen teilte. Lui kam gar nicht zu uns und beäugte jede unserer Bewegungen. Als ich alle weiteren Verabredungen für den Tag abgesagt hatte kam aus dem Wohnzimmer das Signal „Also den Henni habe ich jetzt“ – der Bursche war grenzenlos naiv und ein wenig bräsig in die Transportbox geklettert, weil dort eine Handvoll Pinienkerne lag…Deckel zu, Henni war transportbereit. Und Lui? Der wollte ausgerechnet im Laufstall herumtollen, am Laufstall war aber nur der eine Eingang auf, als Lui drin war schlossen wir den natürlich auch und konnten ihn dann mit dem Kescher von der Laufstalldecke pflücken, schwupps mitsamt Kescher in die zweite Transportbox und wieder ab ins Auto und auf die Autobahn Richtung Voßwinkel. Die WG-Zusammenführung dort lief völlig unterschiedlich, während Lui sofort das Holzhäuschen erkannte, dorthin kletterte und sich hineinzwängte, wollte Henni erst einmal keinen Rat annehmen, er drückt sich im Gehege rum und suchte sich Angstecken. Wir trieben ihn dann mit vereinten Kräften Richtung Häuschen und nach einiger Zeit ließ er sich überreden, zwängte sich hinein zu den anderen und schon war diese tolle Gruppe wieder vereint.

Moritz findet sein neues Domizil toll

Wieder zurück daheim konnten wir Polli und Krick ein wenig supporten, die beiden waren natürlich ein wenig zu kurz gekommen, dann wieder zurück in den Wildwald, und dort im Auswilderungsgehege sah es dann schon viel besser aus, unsere 7 Bewohner hatten offenbar gefressen und sich Schlafplätze in den Kobeln gesucht, zwei waren noch im Häuschen und noch etwas später sahen wir sie fast alle draußen herumspringen. Happyend also für diesen Tag, alle scheinen sich mit der neuen Situation abgefunden zu haben. Die Nacht wird für sie noch einmal eine neue Erfahrung, 0 Grad statt 18 wie im Wohnzimmer, keinen Spiel- und Frühstückssupport wie bisher, ab neun Uhr Besucher (es ist ja dann Sonntag), die oft sehr gedankenlos agieren und lärmen und am Gitter rappeln, aber wir fahren natürlich auch wieder hin und sie erkennen uns noch und bekommen natürlich auch ne Extraportion Gurke, die sie immer noch gern nehmen (bisher hatten wir noch nie Hörnchen, die Salatgurke mögen).

Daheim ist es ruhig, Krick und Polli kuscheln in „Pollis“ Haus, die beiden kleinen Außenseiter werden vielleicht doch noch von Solisten zum Traumduett, wir können erst einmal wieder die andere Trennwand 2.0 einziehen. Im Moment sieht alles gut aus…bis auf die Flurschäden im Wohnzimmer, da wurde einiges an Tapete von der Wand gezogen, wir waren vielleicht eine Woche zu spät mit dem Umzug ins Gehege, letzten Samstag war noch alles in Ordnung. Berge von Hörnchenköttel können wir anbieten, haben die vielleicht heilende oder aphrodisierende Wirkung? Polli und Krick sind, verglichen mit den anderen Abrissbirnen, kleine nette harmlose Hörnchenkinder, obwohl sie altersmäßig auf deren Level waren, körperlich aber sind sie einiges zurück. Das können sie jetzt in Ruhe aufholen und unsere Prognose lautet: auch die beiden werden, wenn auch etwas später, ihren Weg in den Wald machen und dort klarkommen!

Ein irrer Tag, anstrengend, mit tollen Höhen und fiesen Tiefen, aber wir möchten ihn nicht tauschen, für kein Geld der Welt!