03.05.2021

Eigentlich wollte ich an dieser Stelle ein flammendes Plädoyer gegen den Verpackungswahnsinn schreiben, dessen Blüten wir fast täglich im Wildwald erleben – wir nehmen bei jedem Spaziergang dort eine Greifzange und einen Müllbeutel mit, um Müll, der auf den Wegen und auch abseits liegt, aufzunehmen und in den zahlreichen Tonnen zu entsorgen, nur stellt sich uns immer die Frage, warum es im Jahr 2021 z.B. Plastiktrinkhalme gibt, die einzeln in Folie eingeschweißt sind oder Bonbons, die einzeln in Folie daherkommen oder Müsliriegel in Aluverpackung und warum diese Gaben immer gern im Wald landen…allerdings sind wir gerade aktuell etwas aus der Spur geraten. Unsere kleinen Lieblinge Tara und Paul machen uns große Sorgen, gestern fanden wir bei Abputzen von Taras Schnute nach dem Fütterungsgewusel eine Made am Wattepad. Woher kommt diese Made? Und ist sie ein Einzelstück? Und plötzlich wird alles, was vorher erklärbar war, zu einem einzigen Fragezeichen. Paul hat eine rote Stelle am Bauch – könnte das doch ein Katzen- oder Hundebiß sein? Und wenn ja, war die Stelle vielleicht mal offen und Maden sind dort hineingeschlüpft? Das wäre Pauls sicheres Todesurteil. Aber warum sieht man keine Fliegeneier? Und wann soll Paul denn gebissen worden sein, die Finderinnen haben seinen Sturz ja fast live erlebt. Und warum waren keine Speichelspuren von Katze oder Hund zu erkennen und zu riechen? Und warum krabbelt die Made außen an Taras Schnute herum? Oder war sie vielleicht vorher schon am Wattepad? Wir untersuchen die beiden seit gestern akribisch Millimeter für Millimeter, keine Eier, keine Larven, keine Maden, auch unter der Haut keine Bewegung zu erkennen. Aber Pauls Harnzapfen ist leicht geschwollen und so richtig gern und gut pinkelt er nicht. Hängt das mit der Made zusammen? Und Tara hat seit gestern Durchfall, den hielten wir für Milchschiß, weil sie bei der Fütterung mehr genommen hat, als wir ihr eigentlich zugestehen wollten, aber sie hat vehement nach der Spritze verlangt. Wir haben die Milch mit Kohlestaub versetzt, das hat bisher immer geholfen, zumal ihr Dünnpfiff auch nicht wirklich schlimm roch – bei Giardien oder Kokizidien müfft der Kot grauenhaft, bei Milchschiß vermutlich auf Grund von mehr Fett, als der kleine Organismus gerade verarbeiten kann, riecht er gar nicht schlimm. Und wenn der Durchfall vom Madenbefall kommt?


Heute, am Montag, haben wir die Nerven wieder etwas im Zaum, wir haben eine mögliche Erklärung für die Made gefunden, denn außen am Degukäfig, ungefähr einen Meter von Taras und Pauls vorübergehendem Domizil entfernt, hing auch eine Made. Die Degus bekommen frischen Salat und Löwenzahn, da könnten Bewohner drin gewesen sein, die Wattepads liegen auf der Fensterbank unmittelbar neben dem Käfig, und Nüsse haben wir immer im Haus, die auch schon mal einen Nussbohrer beherbergen, einen Wurm, der aussieht wie eine Made. Das wäre alles möglich. Taras Dünnpfiff hat sich über Nacht geregelt, die Kohle wirkt, beide sind nach wie vor quirlig aktiv und einfach tolle kleine Hörnchen, wenn es denen bei uns nicht gut ginge, würde uns das genau so treffen wie das Schicksal des kleinen Sweetie mit der Harnröhrenverengung im August 2020. Das sind immer Momente, an denen wir ganz genau überlegen, ob wir weiter das Risiko solcher Verluste gehen sollen…


Gestern Nachmittag gab es noch einen Neuzugang, einen Eichkater, ca. 5 Wochen alt, der mehrere Stunden in einem Blumenkasten saß und sich nicht wegbewegte. Wir konnten ihn einfach auf- und mitnehmen, eine Rückführung war nicht möglich, weil die Mutter sich trotz Lockruf nicht blicken ließ und der Kleine schon arg verfroren war, dort auf dem Balkon wehte ein fieser Wind. Der Bub ist seeeehhhrr schüchtern aber superlieb, obwohl er auch die oberen Schneidezähne schon hat, beißt er nicht, er trinkt Elos aus der Spritze, knabbern will er noch nicht, läßt sich aber anfassen und sogar knuddeln. Sein Zustand ist perfekt, er ist gut genährt, hat ein tolles glattes Fell, und wenn wir ihn mal laufen lassen wollen zischt er sofort in seine Tragebox in die sichere Zuflucht. Unsere Tendenz war zunächst, dass wir ihn auf jeden Fall wieder zurück bringen, damit er alleine klarkommt, jetzt allerdings bringen wir ihn aber nur zurück, wenn seine Mutter ihn sicher wieder aufnimmt, also wenn wir sie sehen. Schauen wir mal, im Zweifelsfall verstärkt er die WG im Wohnzimmer, vielleicht bringt er die Individualisten zusammen. Das wird eine interessante Umsiedlung ins Außengehege in einigen Wochen…