Sie setzen das fort, was sie im September begonnen haben: Sammeln, sammeln, sammeln. Die Nüsse, Tannenzapfen, Bucheckern, Samen und Knospen werden an sehr vielen, verschiedenen Stellen versteckt. Zum einen, um den Verlust durch Diebe (z.B. Eichelhäher, Mäuse, Waschbären, Ratten etc.) zu minimieren, zum anderen müssen sie auch davon ausgehen, dass sie die ein oder andere Stelle nicht mehr wiederfinden bzw. das Versteck zu feucht und nass ist und der Vorrat nicht mehr brauchbar ist.
Deshalb wird die Nahrung auch häufig wieder ausgebuddelt und an einer anderen, ev. geeigneteren Stelle, wieder verbuddelt. Das Verbuddeln läuft stereotyp nach einem bestimmten Muster ab. Ist z.B. die Nuss zu groß, wird sie zur Seite gelegt, mit den Vorderpfoten ein Loch gebuddelt, die Nuss hineingelegt mit der Nase festgestupst und mit den beiden Vorderpfoten wieder zugescharrt. Häufig hilft die Natur mit dem herabfallenden Herbstlaub auch beim Verbuddeln mit, so dass die Nuss dann schön eingebettet in Laubbergen liegt. In den Wintermonaten suchen die Eichhörnchen erst mal nach „Frischfutter“, d.h. wo ist vielleicht ein Vogelfutterhäuschen, ein Meisenknödel oder hängen noch Zapfen und Samen an den Bäumen, die gefressen werden können. Erst wenn die Suche zu zeitaufwändig oder erfolglos ist, gehen sie an ihre Verstecke. Deshalb treiben im Frühjahr auch so viele neue Bäume, aber das ist ja auch ihr biologischer Auftrag.
Man hat festgestelt, dass die Gehirne der Baumhörnchen (wozu auch unsere einheimisches Eichhörnchen gehört) größer sind als die der erdnahen Hörnchen. Dies wird mit den komplexen Bewegungsanforderungen begründet. Zusätzlich sind bei Tierarten, die Nahrungsverstecke anlegen, bestimmte Hirnareale besonders ausgeprägt, um die Versteckorte zu speichern. Baumhörnchen müssen große Gedächtnis- und Erinnerungsleistungen haben, nicht nur, wenn es um das Auffinden versteckten Futters geht, sondern auch im Alltag. Man sagt ihnen auch ein genaues „Baumwipfel-Wegenetz“ im Kopf nach, das bei Fluchten hilfreich ist. Dies können auch wir in Päppelstationen gut nachvollziehen. Gibt es ein unbekanntes Geräusch, erschrecken sie sich, warum auch immer (nicht immer hören wir Menschen das Geräusch!) – geht es wie der Blitz auf ganz bestimmten Wegen ab auf die sicherste Stelle im Gehege oder Wohnzimmer (meist die höchste Stelle, die sie erreichen können, bei uns immer der „Kletterbaum“ oder das „Auswilderungshäuschen“). Nichtsdestotrotz machen Hörnchen individuelle Erfahrungen und reagieren mit individuellem Verhalten darauf, jedes, wirklich jedes Hörnchen reagiert anders, es ist unglaublich. Man kann ihnen also das „Lernen aus Erfahrung“ definitiv nicht absprechen.
Die Hörnchen selbst verändern sich jetzt weiter, das Winterfell wächst, die Ohrpüschel auch. Das Winterfell wirkt dichter, üppiger und heller. Der Schwanz ist buschiger und an den Ohren wachsen die für unsere Eichhörnchen so typischen (P/B)üschel. Der Gesamtfarbeindruck tendiert ins Graue. Der graue Einschlag entsteht durch fehlende Farbpigmente in den Leithaaren. Die Haarfarben entstehen durch Einlagerung von in Pigmentzellen gebildetem Melanin (das bei uns Menschen die braune Hautfärbung verursacht). Dabei unterscheidet man verschiedene Melanine: Eumelanin ruft z.B. schwarze oder braune Farbtöne hervor. Die Melaninausgestaltung ist genetisch bedingt, d.h. die einen Hörnchen werden grauer als die anderen, es sind aber trotzdem keine Grauhörnchen (aus den USA), die dann verwechselt werden, leider! Das hellere Fell hat den Vorteil, dass die Tiere bei Nebel, trübem Novemberwetter oder im Schnee nicht ganz so stark auffallen.
Weiterhin werden die Kobel winterfest gemacht. Entweder wird ein geeigneter Sommerkobel weiter ausstaffiert und ausgebessert oder es wird komplett neu gebaut. Und wie schon an anderer Stelle beschrieben, EIN Kobel reicht dem Hörnchen nicht. Die Hörnchen haben in ihrem Revier meist 2-3 Kobel, damit sie, insbesondere wenn sie bei starken Herbst-/Winterstürmen einen Kobel verlieren, direkt einen benutzbaren Ausweichkobel haben. Die Kobel werden auch ständig bewohnt, d.h. sie werden immer wieder kontrolliert und abwechselnd in ihnen übernachtet. Hörnchen, die in diesem Jahr geboren sind, teilen sich häufig im Winter auch einen oder mehrere Kobel.
Je kürzer die Tage werden, desto geringer sind auch die Zeiten, in denen die Hörnchen unterwegs sind. Die Hauptaktivität, die im Sommer mehr in den frühen Morgenstunden bzw. in den späteren Nachmittagsstunden liegen, verschieben sich immer weiter in die Mittagszeit. Aber dazu mehr im November …
Und auch im Oktober gilt, fahrt bitte langsam, Eichhörnchen kennen keine Ampeln und keine Zebrastreifen!!!