Während die Eichkater ihren Fellwechsel schon so gut wie überstanden haben und nach den nächsten paarungswilligen Eichkatzen Ausschau halten, wird es für die Eichhörnchenmama langsam leichter.
Gestresst von der Aufzucht kann sie ihren Nachwuchs immer öfters und länger alleine lassen. Nichtsdestotrotz können die kleinen Eichhörnchen die Gefahren durch Wildvögel und andere Fressfeinde noch nicht einschätzen, in ihrem Toben und Spielen mit den Geschwistern sind sie unachtsam, das können sich unsere Päppelhörnchen natürlich erlauben, tun sie aber trotzdem nicht. Sobald sie ein ungewohntes Geräusch hören, verfallen sie in „Schockstarre“ (Freezing) und warten erst mal ab, was passiert. Der ein oder andere flüchtet sofort an eine geschützte Stelle.
Je nach Lage des Kobels sind auch Abstürze nicht ausgeschlossen. Man schätzt ca. 80% der Eichhörnchen überlebt das erste Lebensjahr nicht. Das ist eine gewaltige, traurige Menge.
Häufig sieht man jetzt Eichhörnchenmütter mit ihrem Nachwuchs erste Ausflüge machen:
Bei diesen Ausflügen geht das ein oder andere Kind verloren. Wenn sie schnell gefunden werden, oder selbst Hilfe beim Menschen suchen, haben sie eine Chance. In dem jungen Alter können sie noch nicht allein überleben. Bevor die Findlinge in eine Station aufgenommen werden, wird versucht die Mutter an Ort und Stelle noch mal mit einem Babyrufton von Eichhörnchen anzulocken. Mal funktioniert es, mal nicht.
Ab und zu, muss der Nachwuchs wieder -mit Hilfe der Tragestarre- in den Kobel zurücktransportiert werden. Die Leistung, die sie dabei erbringen, die Hindernisse, die sie dabei überwinden und sogar mit dem Nachwuchs „springen“, sind wirklich erstaunlich, mitunter transportieren sie hier bis zur Hälfte ihres eigenen Körpergewichtes.
Im Internet gibt es dazu jede Menge Videos. Der Nachwuchs selbst hingegen sieht quasi schon aus wie Eichhörnchen, nur im Kleinformat, d.h. sie müssen ab diesem Zeitpunkt nur noch „wachsen“ und an Gewicht zulegen, sie sind ausgereift.
In den nächsten Wochen geht es darum Techniken zu lernen, wie z.B. Sonnenblumenkerne geöffnet, Walnüsse in den Vorderpfoten „zurechtgedreht“ werden müssen, damit sie mit den verschiebbaren unteren Schneidezähne geknackt werden können. Im Gegensatz zum Gebiss von anderen Nagetieren verfügen Eichhörnchen über eine Besonderheit. Die unteren Schneidezähne sind „wie auf einer Schiene“ verschiebbar, können also über Muskeln/Bänder auseinander und wieder zusammengezogen werden. Damit sind sie in der Lage, auch sehr harte Nüsse, wie z.B. Walnüsse, nicht nur aufzunagen, sondern quasi zu „sprengen“. Das ist natürlich eine wesentlich schnellere Variante als z.B. Mäuse und Degus, die sich mühsam durch die Schale nagen müssen. Aber auch das wissen die Eichhörnchen nur „intuitiv“, wie auch z.B. wie und wo man Nüsse versteckt. Die genaue Handhabung und ihre Landkarte im Kopf müssen sie erlernen und vor allem üben. Auch das Öffnen von Sonnenblumenkernen ist nicht so einfach, wie man sich das vielleicht vorstellt. Kohl- und Blaumeisen halten einen Sonnenblumenkern mit einer Kralle fest und hacken dann die Hülle auf. Eichhörnchen müssen den kleinen Sonnenblumenkern mit ihrem Stummeldaumen festhalten, drehen und dann an der Längsseite einen Streifen abknabbern. Wer einmal Sonnenblumenkerne mit den „menschlichen Händen“ und menschlichen Gebiss“ versucht hat zu öffnen, merkt selbst, das das nicht so einfach ist, aber mit ein bisschen Übung gelingt uns das auch :-).
Auch die Tannenzapfensamen sind ein sehr beliebtes Futter, das es zu Erschließen gilt. Das Eichhörnchen fängt an der Basis des Zapfens an und zieht dann – während der Zapfen beständig gedreht wird – nach und nach die Schuppen einzeln ab, um an den begehrten Samen zu kommen. Außerdem lernen sie im Beisein der Mutter, welche Pflanzen genießbar und wohlschmeckend sind, aber auch, z.B. zu beurteilen, welche Walnüsse „gefüllt“ sind und für welche es sich nicht lohnt überhaupt zu nagen. Eichhörnchen schätzen beim „Drehen“ der Nüsse in den Vorderpfoten das Gewicht der Nuss ab. Ist sie zu leicht, fangen sie erst gar nicht an zu nagen, das wäre Zeit- und Energieverschwendung.
Wer sich jetzt fragt, wie handgepäppelte Eichhörnchen das alles lernen, dem sei nur gesagt: „Versuch und Irrtum“. Die Handaufzuchten brauchen vermutlich dazu etwas „länger“ als freilebende Tiere, haben mehr Fehlversuche, aber im Endeffekt lernen sie das auch durch ihr „Wissen“, das ihnen genetisch in den Kobel gelegt wurde.