03 – Eichhörnchen im März

Wie berichtet haben die ersten Eichhörnchenmamas nach 39-44 Tagen ihren Nachwuchs (1-7 Junge) geboren. Die Stürme und Temperaturschwankungen kommen natürlich zu einem extrem ungünstigen Zeitpunkt: ist der Geburtskobel nicht stabil genug gebaut und fällt er vom Baum, haben die kaum weinkorkengroßen, nackten, blinden, tauben und zahnlosen Eichhörnchenbabys keine Chance, da die Wahrscheinlichkeit, dass sie bei diesen Stürmen von einem achtsamen Menschen gefunden werden, recht gering ist. Sie kühlen extrem schnell aus und erfrieren oder verhungern und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass sich die natürlichen Fressfeinde daran bedienen. Ist das Muttertier durch den Sturz nicht verletzt, dann wird sie, so schnell wie es geht die Kleinen aufnehmen und sie in einen Ausweichkobel bringen. Dazu greift sie die Babies einzeln an der Bauchfalte oder im Nacken, worauf der Nachwuchs in die sog. Tragestarre fällt und die Mutter das Hörnchen die Bäume rauf und sogar springend sich mit ihm bewegen kann. Im Internet gibt es dazu tolle Bilder und Videofilme:

© Nabu

Aber jetzt wieder zu dem Nachwuchs, der hoffentlich sicher in einem Kobel liegt:
Von dem abgesehen, dass sie blind (Augen geschlossen) und taub (Ohrmuscheln aufgebogen, aber Gehörgang noch verschlossen) sind und auch noch kein Fell tragen (die ersten Tasthaare /-warzen sind aber bereits zu erkennen, Krallen sind vorhanden), sind sie auch sehr bewegungsarm und dadurch sehr betreuungsintensiv (Lagerjunge). Das Geburtsgewicht liegt etwa bei 15-18g (das sind etwa 2% des Erwachsenengewichtes). Mit reflexartigen Pendelbewegungen suchen sie nach den Zitzen der Mutter. Da die Milch nicht einfach so rausfließt, drücken die Babys mehr oder minder rhythmisch mit den Vorderpfoten gegen die Zitzen und lösen damit den Reflex der Eichkatze aus, dass die Milch freigegeben wird (sog. Milchtritt), erst dann beginnen sie mit dem eigentlichen „Saugen“. Die Geschlechter sind bereits jetzt unterscheidbar. Da sie fast den ganzen Tag schlafen, tun sie dies in Seitenlage, der Schwanz beginnt schon sich um das Hörnchen zu legen. Nach den ersten paar Tagen können sie die ersten Laute äußern. Auch zeigen sich in den ersten Tagen angeborenen Verhaltensweisen wie Kratzen und Strecken, obwohl die eigene Körperpflege erst mit der 4-5 Woche beginnt. Kot absetzen und Urinieren können sie auch noch nicht alleine, auch hier muss die Eichkatze die Kleinen durch Lecken „stimulieren“.

In der 2. Lebenswoche brechen die Haarspitzen durch. Die Zahnspitzen im Unterkiefer sind tastbar, aber noch nicht durchgebrochen. Mittlerweile reagieren sie auch schon auf Umweltveränderungen, obwohl die Augen und Ohren noch geschlossen sind. Sie reagieren auf Lichtblitze – indem sie die Augen zukneifen – und fangen an zu schnuppern. Ab dem 13. Tag sind sie mit einem Flaum überzogen.

Für die Eichkatze selbst wird es jetzt richtig stressig. Sie muss einen Balanceakt zwischen der eigenen erhöhten Nahrungsaufnahme (vor allem Natrium, Calcium, Stickstoff und Phosphor ==> Baustoffwechsel für Knochen, Organe, Gewebe, Fell), dem Säugen der Kleinen, dem Sauberhalten des Kobels (Parasiten!) und der Bewachung/Verteidigung des Kobels gegen Fressfeinde meistern. Dazu kommen ggfs. noch niedrige Temperaturen und Schneefall, die das Auffinden der Futterdepots erschweren und eine längere Abwesenheit vom Kobel unmöglich machen, da der Nachwuchs zu schnell auskühlt. Man schätzt so um die 80g, die eine säugende Eichkatze täglich an Nahrung zu sich nehmen muss, allerdings hängt es natürlich ab davon, welche Nahrung die Eichkatze findet. Hier entscheidet sich also, wie gut sie ihr Revier gewählt hat (wie weit sind die Wegstrecken zu den Depots), wie fleissig und erfolgreich sie im Sammeln war (bzw. die Ernte an für sich) und wie gut sie darin ist, ihre Verstecke wiederzufinden.

Tja und die Eichkater? Also an der Aufzucht der Jungen beteiligen sie sich nicht. Ggfs. suchen sie weiter nach paarungswilligen Eichkatzen, die entweder noch keinen Partner gefunden haben oder deren erster Jahreswurf nicht geglückt ist.

© Tine Meier