Im 19. Jahrhundert importierten Engländer zur Bereicherung der Fauna ihrer Gärten nordamerikanische Grauhörnchen, diese stießen hier auf ideale Lebensbedingungen und vermehrten sich prächtig. Zur Unterscheidung hier mal ein paar Anhaltspunkte:
Worin liegen jetzt ihre Vorteile: kurz und knapp:
Sie reproduzieren sich schneller als die Europäischen und tragen vor allem ein für diese tödliches Pockenvirus (SQPV-Träger: früher Squirrel parapoxvirus SPPV oder Squirrel poxvirus SQPV ) in sich, das den einheimischen Hörnchen einen qualvollen Tod bringt.
Und, im Gegensatz zu unseren europäischen Eichhörnchen, haben sie kein Problem die gerbstoffhaltigen Eicheln zu fressen, die unsere Eichhörnchen nur in Notfallzeiten anrühren. Die Gerbstoffe sind für Grauhörnchen völlig unproblematisch, für unsere eurasischen Eichhörnchen auf Dauer schädlich. Wenn man jetzt bedenkt, dass unsere Nadelwälder, mit der Zapfennahrung, für unsere eurasischen Eichhörnchen vermehrt vom Borkenkäfer dezimiert werden, und die Laubwälder überhand nehmen, kann man sich ausrechnen, was für ein Schlaraffia Grauhörnchen bei uns finden würden.
Was noch: Grauhörnchen leben in Rudeln, mehr auf dem Boden, als in den Bäumen. Sie sind sehr schnell handzahm, bevölkern noch schneller Wohngebiete und räubern da Vogelhäuschen und -nester, auch vor menschlichen Abfällen machen sie nicht halt, ähnlich wie Waschbären. Ihre einzigen echten Feinde: der Marder. Eben, weil sie größer und schwerer sind als unsere europäischen Eichhrönchen, können sie dem Marder schlechter entfliehen. Ein Grund für die Ausbreitung der Grauhörnchen in England, hier wurde die Marderpopulation ausgerottet, d.h. der natürliche Feind der Grauhrönchen fehlte komplett und soll wieder angesiedelt werden.
Die Vorteile unserer Eichhörnchen? Leider nicht viele: sie sind leichter, brauchen deshalb weniger Nahrung als die Grauhörnchen. Und sie sind wesentlich mobiler und flinker als Grauhörnchen.
Zur aktuellen Lage:
Aktuell gibt es noch keine Grauhörnchen in Deutschland! Alle Hörnchen, die in unseren Wäldern zu sehen sind, sind europäische Hörnchen, auch wenn sie eine bisweilen sogar schwarze oder graue Färbung aufweisen. Es gibt mitunter sogar weiße, die sind aber absolute Ausnahmen und für ihre Fressfeinde viel zu leicht zu entdecken (bitte einfach mal bei Google „weißes eichhörnchen“ suchen).
Also auch, wenn man im Winter vermeintlich „meint“ ein Grauhörnchen zu sehen, es sind unsere europäischen Eichhörnchen mit grauem Winterfell. Das ist Großbritanniens „Insellage“ und den „Alpen“ zu verdanken, denn in Norditalien hat sich der Einwanderer auch schon verbreitet, schafft es aber aktuell noch nicht über die Alpen!
Nur in Schottland gibt es noch ca. 140.000 einheimische, die aber durch die Intervention des Menschen erhalten werden sollen, dazu wird der Bestand der Grauhörnchen bejagt und mittlerweile sogar das Fleisch als essbar und schmackhaft angepriesen, so u.a. vom Starkoch Jamie Oliver. Gleichzeitig werden Rückzugsräume für die europäischen Hörnchen geschaffen, damit diese ohne Bedrohung durch das Pockenvirus leben können. Schließlich soll so die heimische Fauna geschützt und erhalten werden, dazu gibt es sogar eine EU-Verordnung seit 2016.
Zu dem Thema lief bei Arte ein Bericht, der leider nicht mehr in der Mediathek zu finden ist (Englands Streit um Eichhörnchen), parallel dazu gab es einen Artikel in der „HörZU“, Heft 17/2019 auf Seite 16.
Eine sehr gute Übersicht bringt auch der Eichhörnchen Notruf e.V.