Für uns – wie jedes Jahr – immer überraschend, landen in den Päppelstationen auch jetzt noch kleine Eichhörnchen, die mitunter nicht älter als 10 Tage sind. Woher diese Entwicklung kommt, lässt sich nur vermuten. Damit ein Weibchen trächtig wird, muss es eine gute körperliche Kondition, ein Territorium mit Kobel und ein ausreichendes Nahrungsangebot vorfinden. Weiterhin wird die Fortpflanzung auch von der Dichte der Eichkatzen in dem Revier beeinflusst und es muss natürlich auch ein entsprechend williger Eichkater in der Nähe sein. Die späten Würfe könnten zum einen an unseren milderen Wintern liegen (so richtig kalt wird es ja erst im Januar/Februar), die die Eichhörnchen nicht mehr oder sehr viel später (im Januar) zur überlebensnotwendigen Winterruhe zwingen, d.h. sie sind auch noch im August „paarungsbereit“. Ist die Ernährungslage z.B. zu Beginn des Jahres noch nicht ausreichend, wird die Eichkatze den Fortpflanzungszeitpunkt immer weiter ins Jahr hineinschieben, so dass der mögliche 2. Wurf erst spät im Jahr stattfindet, also im August. Auch erfolglose Würfe aufgrund schlechter Ernährungslage oder Fressfeinden könnte das Eichhörnchenfortpflanzungsjahr durcheinander bringen. Sicher ist, dass die Hörnchen die Ende August/Anfang September geboren werden, einen sehr, sehr schweren Start ins Leben haben. Bis sie einigermaßen ausgewachsen, selbständig sind und den Mutterkobel verlassen, ist Mitte November. Die ersten Kälteeinbrüche sind je nach Gebiet schon da. Die 3 Monate alten Eichhörnchen müssen als Erstes einen Winterkobel bauen – also wind- und wasserdicht – (ihr erster Kobeleigenbau!) und haben keine Vorräte, woher auch, die meisten Bäume haben bis dahin auch schon ihre Früchte abgeworfen und wurden von den anderen Wildtieren gesammelt. Außerdem sind sie weder im „Verbuddeln“ noch im „Vorräte wiederfinden“ geübt. Die Hörnchen, die in Päppelstationen aufgezogen wurden, werden, je nach Wetterlage, teilweise bis in den März in den Freivolieren gehalten, da auch sie keine Chance hätten draußen zu überleben. Andererseits ist es für das Eichhörnchen, das monatelang AI-verwöhnt ist, schwierig, sich wieder in freier Natur zurechtzufinden, denn es kannte bisher keine Fressfeinde. Es ist immer eine „Gratwanderung“.



Wie ihr aber vielleicht alle schon bemerkt habt, beginnt jetzt die Sammelwut der Eichhörnchen und sie laufen auch mal ziemlich kopflos über stark befahrene Straßen, insbesondere wenn Baumhaselbäume als straßenbegleitende Bäume gepflanzt wurden. Die Fruchtstände sehen erst mal gut aus, inwieweit sie allerdings gefüllt sind, lässt sich aktuell noch nicht absehen, die ersten fallen gerade runter. Auch hier wird die Wasserversorgung der Bäume ausschlaggebend sein. Gleiches gilt aber auch in den Dämmerungsstunden für unsere anderen Wildtiere, wie z.B. die Igel, die im Gegensatz zum Eichhörnchen einen echten Winterschlaf halten und sich jetzt im Herbst einen ordentlichen Speck anfressen müssen, damit sie überleben können. Alle sind im „Suchmodus“, also achtet vermehrt auf den Straßenrand … und wer kann, bietet den Eichhörnchen entsprechendes artgerechtes Futter an. Für die wintervorräte vor allem Walnüsse, Haselnüsse, Baumhaselnüsse, natürlich mit Schale, sie müssen ja den ein oder anderen Monat im Boden überdauern und genießbar bleiben. Aktuell wird in den Geschäften die Nussernte von 2022 recht günstig abgegeben. Einfach ansehen, ob sie ordentlich aussehen, sie sollten aber nicht zu groß sein, damit die Eichhörnchen sie noch „abschleppen“ können. Und Sonnenblumenkerne oder Futtermais werden im Winter auch sehr gerne genommen.

Zwischen der ersten September und der letzten Novemberhälfte findet der Herbsthaarwechsel statt und verläuft in umgekehrte Richtung. Im Spätsommer und Herbst liefert die Nahrung einen Überschuss an Kohlehydraten, Proteinen und wird in Form von Fett für den Winter gespeichert. Insbesondere der Proteinüberschuss führt gleichsam kostenfrei zu verstärktem Haarwachstum, zur Bildung des Winterfells, weil damit die Proteine nutzbringend entsorgt werden. Umgekehrt erzwingt jeder Proteinmangel im Frühjahr die Haarung mit Ersatz durch ein dünneres, lockeres Sommerfell. Jetzt wachsen unseren Eichhörnchen auch wieder die niedlichen Ohrpüschel, mit denen sie uns meist bis in den Januar hinein begrüßen. Es gibt aber auch Hörnchen, die dauerhaft Ohrpüschel tragen, egal, ob Sommer oder Winter! Schaut mal aktuell unser Kratos noch, er hatte immer Ohrpüschel, während Lilly, die so tolle Ohrpüschel im Winter hatte, nur noch ein paar Häärchen aufweisen kann:


