03 – Eichhörnchen im März

Die ersten Eichhörnchenmamas haben nach 36-42 Tagen ihren Nachwuchs (1-7 Junge) geboren. Sie sind kaum korkengroß, ca. 15-18g schwer, was ca. 2% des Erwachsenengewichtes entspricht. Sie sind blind, taub (Ohrmuscheln sind schon aufgebogen, aber der Gehörgang noch verschlossen), zahnlos und noch ohne Fell. Nichtsdestotrotz können schon in dem Stadium die Geschlechter unterschieden, die ersten Tasthaare /-warzen und Krallen erkannt werden. In dieser Phase sind sie sehr betreuungsintensiv (Lagerjunge). Mit reflexartigen Pendelbewegungen suchen sie nach den Zitzen der Mutter. Da die Milch nicht einfach so rausfließt, drücken die Babys mehr oder minder rhythmisch mit den Vorderpfoten gegen die Zitzen und lösen damit den Reflex der Eichkatze aus, dass die Milch freigegeben wird (sog. Milchtritt), erst dann beginnen sie mit dem eigentlichen „Saugen“. Da sie fast den ganzen Tag schlafen, tun sie dies in Seitenlage, der Schwanz beginnt schon sich um das Hörnchen zu legen. Nach den ersten paar Tagen können sie die ersten Laute äußern. Auch zeigen sich in den ersten Tagen angeborene Verhaltensweisen wie Kratzen und Strecken, obwohl die eigene Körperpflege erst mit 4-5 Wochen beginnt. Kot absetzen und Urinieren können sie auch noch nicht alleine, hier muss die Eichkatze die Kleinen durch Lecken „stimulieren“.

In der 2. Lebenswoche brechen die Haarspitzen durch. Die Zahnspitzen im Unterkiefer sind tastbar, aber noch nicht durchgebrochen. Mittlerweile reagieren sie auch schon auf Umweltveränderungen, obwohl die Augen und Ohren noch geschlossen sind. Sie reagieren auf Lichtblitze – indem sie die Augen zukneifen – und fangen an zu schnuppern. Ab dem 13. Tag sind sie mit einem Flaum überzogen.

Für die Eichkatze selbst wird es jetzt richtig stressig. Sie muss einen Balanceakt zwischen der eigenen erhöhten Nahrungsaufnahme (vor allem Natrium, Calcium, Stickstoff und Phosphor ==> Baustoffwechsel für Knochen, Organe, Gewebe, Fell), dem Säugen der Kleinen, dem Sauberhalten des Kobels (Parasiten!) und der Bewachung/Verteidigung des Kobels gegen Fressfeinde meistern. Dazu kommen ggfs. noch niedrige Temperaturen, Früjahrsstürme und Schneefall, die das Auffinden der Futterdepots erschweren und eine längere Abwesenheit vom Kobel unmöglich machen, da der Nachwuchs zu schnell auskühlt. Man schätzt so um die 80g, die eine säugende Eichkatze täglich an Nahrung zu sich nehmen muss, allerdings hängt es natürlich ab davon, welche Nahrung die Eichkatze findet. Hier entscheidet sich also, wie gut sie ihr Revier gewählt hat (wie weit sind die Wegstrecken zu den Depots), wie fleissig und erfolgreich sie im Sammeln war (bzw. die Ernte an für sich) und wie gut sie darin ist, ihre Verstecke wiederzufinden.

Für die Eichhörnchenpflegestellen beginnt jetzt die Saison. Gerade die Frühjahrsstürme und Baumfällarbeiten (bis 01.03.) und ein eventuell wackelig verankerter Geburtskobel führen dazu, dass der Kobel abstürzt und auf die Erde fällt. Bleibt die Mutter unverletzt, wird sie nacheinander ihre Babies in einen Ersatzkobel bringen. Dazu greift sie die Babies einzeln an der Bauchfalte oder im Nacken, worauf der Nachwuchs in die sog. Tragestarre fällt und die Mutter das Hörnchen die Bäume rauf und sich, sogar springend, mit ihm bewegen kann. Im Internet gibt es dazu tolle Videofilme. Wird die Mutter selbst verletzt oder extrem gestört, gibt sie den Kobel auf und steht so wieder den Eichkatern als Partnerin zur Verfügung.

Gerade im zeitigen Frühjahr werden diese Kobel selten von Spaziergängern gefunden. Wenn doch, sollte man nicht direkt eingreifen, denn die Eichkatze könnte ja irgendwo auf dem Baum sitzen und die Lage beobachten. In diesen Fällen am Besten immer am Fundort direkt eine Eichhörnchenpflegestelle anrufen. Hier wird telefonisch besprochen, wie zum Wohle der Tiere weiterverfahren wird. Ist die lokale Pflegestelle nicht erreichbar, weil sie z.B. gerade einen anderen Notfall abarbeitet oder Hörnchen füttert, ist es kein Problem, eine andere, weiter entfernte Pflegestelle anzurufen. Telefonische Hilfe geht über räumliche Grenzen hinweg! Bitte nicht vor einem Anruf scheuen! Lieber einmal zu viel, als zu wenig anrufen. Die Pflegestellen sind auf die „Meldung“ der Finder*innen angewiesen!

Tja und die Eichkater? Also an der Aufzucht der Jungen beteiligen sie sich nicht. Ggfs. suchen sie weiter nach paarungswilligen Eichkatzen, die entweder noch keinen Partner gefunden haben oder deren erster Jahreswurf nicht geglückt ist.