01 – Eichhörnchen im Januar

Der Januar steht im Zeichen der Paarungszeit. Freilebende Eichhörnchen werden mit rund 11 Monaten geschlechtsreif. Weibchen, die jünger als neun Monate sind, pflanzen sich im Geburtsjahr nicht mehr fort. Neun bis fünfzehn Monate alte Weibchen haben, wenn überhaupt, nur ein Wurf. Erwachsene, dominante Weibchen, die älter als zwei Jahre sind, schaffen bei frühzeitigem Beginn und guten Nahrungsbedingungen einen zweiten und ggfs. sogar einen dritten Wurf. Das zeigt sich jetzt aktuell im Rahmen des Klimawandels.

Gegen Ende des Monats sieht man schon Eichhörnchen, die von „birnenförmig“ nach „normal“ wechseln und angenuckelte Zitzen haben, d.h., die ersten Würfe sind schon da. Ein tolles Bild von Tine Meier, wenn auch aus dem Sommer, aber die Zitzen sind deutlich sichtbar:

© Tine Meier

Viel zu früh, denn der Nachwuchs, der mit 12 Wochen in die Freiheit geht, hat kaum eine Überlebenschance, es ist mitunter noch bitterkalt, sie haben keine Vorräte und die Natur bietet kaum Nahrung. Auch die Wetterlage erschwert es den Eichkatzen ihre Vorräte zu finden. Auch wenn sie durch eine 20cm Schneedecke ihre Nüsse erschnuppern können, so laufen sie doch als „Leuchtbojen“ über den Schnee und sind den Fressfeinden bei der Suche hilflos ausgesetzt. Bei Bodenfrost müssen sie sich sehr anstrengen, die Nüsse auszubuddeln, was sie unendlich Zeit und vor allem Energie kostet.

Voraussetzung für eine erfolgreiche Fortpflanzung sind

  • eine gute körperliche Kondition (es ist ein bestimmtes Mindesgewicht erforderlich, man vermutet um die 280g),
  • der Besitz eines Territoriums mit Kobel,
  • Nahrungsgründe mit ausreichendem Nahrungsangebot (abhängig z.B. auch von guten Zapfenjahren), aber
  • es bestehen auch Abhänigkeiten zu der Dichte der Weibchen, ebenso wie
  • die Zahl der Reviergründer in dem Gebiet.

Mangelt es den trächtigen Eichhörnchen z.B. an hochwertiger Nahrung, setzt ein biologischer Regulationsmechanismus ein und die Embryonen werden in der Gebärmutter schon aufgelöst und resorbiert. Dies verhindert eine erfolglose weitere Investition in den Nachwuchs, der keine Überlebenschance hätte.

Sich in der Freiheit paarende Eichhörnchen sind schwer zu beobachten, zum einen wegen des dreidimensionalen Raumes, zum anderen, weil das Paarungsverhalten tagelange Verfolgungsjagden beinhaltet. Die Eichkatzen teilen ihre Paarungsbereitschaft durch Duftmarken mit. Ein Eichkater kann ein Weibchen über mehrere 100m entfernt „riechen“ und gibt seine Teilnahme an der Verfolgung auch lautstark kund. An der Verfolgung nehmen oft mehrere Eichkater teil, nichtsdestotrotz dominieren die Weibchen das Geschehen. Das Weibchen ist zu Beginn sehr aggressiv gegenüber den Verfolgern. Der Abstand zwischen dem Weibchen und den Männchen bleiben erst mal konstant. Tatsächlich geht es darum, dass alle in die gleiche, richtige Stimmung kommen. Die Männchen „balzen“ nicht, wie z.B. Vögel, sondern machen vorsichtige Annäherungsversuche nach dem „Versuch-und-Irrtum-Prinzip“, in der Hoffung, dass das Weibchen sie akzeptiert. Der Eichkater muss aber nicht nur die Eichkatze, sondern auch seine Konkurrenten im Blick haben, ggfs. subdominante Männchen vertreiben und sich neu etablieren. Diese Jagden erfordern viel Energieeinsatz. Pausen entstehen quasi nur, wenn sich die Eichkatze zurückzieht oder sich gänzlich von dem Männchen abwendet. Hörbare Äußerungen sind zum Beispiel leise „Muck-Muck“-Rufe, bei der Annäherung an die Eichkatze hört sich das wie ein zusammenhängendes „Gemurmel“ an. Die beiden nähern sich quasi stufenweise, d.h. die Eichkatze verliert die Scheu vor dem Männchen, sie beschnuppern sich und schlafen gemeinsam in einem Nest. Nach der Paarung wird das Weibchen wieder aggressiv und vertreibt den Eichkater. Sie zieht den Wurf ohne den Eichkater auf.

Zur Tragezeit und Wurf dann im nächsten Monat …