09 – Eichhörnchen im September

Für uns mittlerweile nicht mehr überraschend, landen in den Päppelstationen auch jetzt noch kleine Eichhörnchen, die keine 4 Wochen alt sind, Augen noch zu, nix hören, aber laut pfeifen können, wenn sie Hunger haben.

Woher diese Entwicklung kommt, lässt sich nach wie vor nur vermuten. Damit ein Weibchen trächtig wird, muss es eine gute körperliche Kondition, ein Territorium mit Kobel und ein ausreichendes Nahrungsangebot vorfinden. Weiterhin wird die Fortpflanzung auch von der Dichte der Eichkatzen in dem Revier beeinflusst und es muss natürlich auch ein entsprechend williger Eichkater in der Nähe sein. Die späten Würfe könnten zum einen an unseren milderen Wintern liegen, die die Eichhörnchen nicht mehr oder sehr viel später (im Januar) zur überlebensnotwendigen Winterruhe zwingen, d.h. sie sind auch noch im August „paarungsbereit“. Ist die Ernährungslage z.B. zu Beginn des Jahres noch nicht ausreichend, wird die Eichkatze den Fortpflanzungszeitpunkt immer weiter ins Jahr hineinschieben, so dass der mögliche 2. Wurf erst spät im Jahr stattfindet, also im August. Auch erfolglose Würfe aufgrund schlechter Ernährungslage oder Fressfeinden könnte das Eichhörnchenfortpflanzungsjahr durcheinander bringen. Sicher ist, dass die Hörnchen die Ende August/Anfang September geboren werden, einen sehr, sehr schweren Start ins Leben haben. Bis sie einigermaßen ausgewachsen, selbständig sind und den Mutterkobel verlassen, ist es Mitte November. Die ersten Kälteeinbrüche sind je nach Gebiet schon da. Die 3 Monate alten Eichhörnchen müssen als Erstes einen Winterkobel bauen – also wind- und wasserdicht – (ihr erster Kobeleigenbau!) und haben keine Vorräte, woher auch? Außerdem sind sie weder im „Verbuddeln“ noch im „Vorräte wiederfinden“ geübt.

Deshalb werden die Hörnchen, die aktuell in Päppelstationen aufgezogen werden und noch zu jung sind, je nach Wetterlage, teilweise bis in den März in den Freivolieren gehalten, da auch sie keine Chance hätten draußen zu überleben. Andererseits ist es natürlich für das Eichhörnchen, das monatelang AI-verwöhnt ist, schwierig sich wieder in freier Natur zurechtzufinden, denn es kannte bisher keine Fressfeinde. Es ist immer eine „Gratwanderung“.

Wie ihr aber vielleicht alle schon bemerkt habt (an überfahrenen Eichhörnchen und anderen Wildtieren), beginnt jetzt die Sammelwut der Eichhörnchen und sie laufen auch mal ziemlich kopflos über stark befahrene Straßen, insbesondere wenn Baumhaselbäume als straßenbegleitende Bäume gepflanzt wurden. Alle Wildtiere, insbesondere auch Igel, die sich den Winterspeck anfressen müssen, sind im „Suchmodus“, also achtet vermehrt auf den Straßenrand …fahrt in den Dämmerungs-/ Abendstunden lang-/achtsam.

Die Fruchtstände der Nussbäume sehen aktuell überall schlecht aus. Viele berichten, dass kaum Nüsse auf den Bäumen hängen und wenn, fallen sie schon jetzt runter mit „Löchern“, kleine Löcher, d.h. da steckt der jeweilige „Bohrer“ drin und hat das Innere schon gefressen, also keine Nahrung mehr für unsere Fellträger. So auch bei uns bei unseren „Spielplatzbaumhaselbäumen“, da sieht es ganz übel aus. Über mangelndes Wasser können sich die Bäume eigentlich nicht beklagen, soooo trocken war der Sommer jetzt auch nicht, aber irgendwas passt nicht. Aber auch bei den Bucheckern sieht es nicht besser aus. Es liegen viel schon auf dem Boden, wenn man sie öffnet, leer! .

Aber zurück zu unseren Eichhörnchen: zwischen der ersten September und der letzten Novemberhälfte findet der Herbsthaarwechsel statt und verläuft in „umgekehrte“ Richtung. Im Spätsommer und Herbst liefert die Nahrung einen Überschuss an Kohlehydraten und wird in Form von Fett für den Winter gespeichert. Es entsteht ein Überschuss an Proteinen, die der Körper jetzt nicht mehr benötigt, weil er weder wächst, noch Babys ernähren muss. Dieser Proteinüberschuss führt gleichsam „kostenfrei“ zu verstärktem Haarwachstum, zur Bildung des Winterfells, weil damit die Proteine nutzbringend entsorgt werden. Umgekehrt erzwingt jeder Proteinmangel im Frühjahr die Haarung mit Ersatz durch ein dünneres, lockeres Sommerfell. Jetzt wachsen unseren Eichhörnchen auch wieder die niedlichen Ohrpüschel, mit denen sie uns meist bis in den Januar hinein begrüßen. Es gibt aber auch Hörnchen, die dauerhaft Ohrpüschel tragen, egal, ob Sommer oder Winter!