04.05.2021

Tara und Paul sind gesund und wohlauf, sie trinken prima und schlafen noch viel, sie sind eben noch Kobelhörnchen, mittlerweile ungefähr 4 Wochen alt. Die Fütterungen sind immer turbulent und witzig, vor allem Tara macht immer eine Riesenshow, Paul hingegen trinkt seine Portion und versucht dann, sich der Urinstimulation zu entziehen, sein Harnzapfen ist immer noch entzündet. Wir cremen ihn mit Zinksalbe und versuchen, ihn ganz vorsichtig zu animieren, mittlerweile klappt das auch ganz gut. Von Maden keine Spur, hoffentlich war unsere Panik vorgestern nur falscher Alarm.


Der Neuzugang aus dem Schützenhof in Unna ist superängstlich, er lässt sich aber aufnehmen, trinkt problemlos Elos aus der Spritze, Milch mag er nicht, Pinienkerne verschlingt er. Wir haben ihn in den Laufstall umquartiert, die Tragebox war zu klein, eigentlich hätten wir heute Morgen noch eine Rückführung versuchen wollen, allerdings hat uns da das sauüble Wetter einen Strich durch unsere Pläne gemacht. Der Plan ist, ihn bei uns zu behalten, ihm die Zeit zu geben etwas mutiger zu werden und dann mit den anderen zusammen zu bringen, vermutlich zuerst mit Tara und Paul, die knapp zwei Wochen jünger sind als er und ihn nicht dominieren können. Ansonsten ist er ein freundlicher Bube, kratzt und beißt nicht, lässt unsere Nähe zu und macht sich immer bemerkbar, wenn wir an ihm vorbeilaufen.
Die drei im Wohnzimmer (Lovely, Polli und Krick) leben und wachsen vor sich hin, im Moment sieht alles so aus, als ob sie in 2-3 Wochen ins Außengehege könnten, evtl. können wir das auch noch ein wenig ziehen, damit dann alle gemeinsam den Umzug machen. Schaun wir mal.
Im Auswilderungsgehege werden die Insassen so langsam etwas lockerer, nur Lui und Luisao brauchen vielleicht noch ein wenig, wenn das Wetter mitspielt, können wir da auch schon bald die Tür aufmachen.

03.05.2021

Eigentlich wollte ich an dieser Stelle ein flammendes Plädoyer gegen den Verpackungswahnsinn schreiben, dessen Blüten wir fast täglich im Wildwald erleben – wir nehmen bei jedem Spaziergang dort eine Greifzange und einen Müllbeutel mit, um Müll, der auf den Wegen und auch abseits liegt, aufzunehmen und in den zahlreichen Tonnen zu entsorgen, nur stellt sich uns immer die Frage, warum es im Jahr 2021 z.B. Plastiktrinkhalme gibt, die einzeln in Folie eingeschweißt sind oder Bonbons, die einzeln in Folie daherkommen oder Müsliriegel in Aluverpackung und warum diese Gaben immer gern im Wald landen…allerdings sind wir gerade aktuell etwas aus der Spur geraten. Unsere kleinen Lieblinge Tara und Paul machen uns große Sorgen, gestern fanden wir bei Abputzen von Taras Schnute nach dem Fütterungsgewusel eine Made am Wattepad. Woher kommt diese Made? Und ist sie ein Einzelstück? Und plötzlich wird alles, was vorher erklärbar war, zu einem einzigen Fragezeichen. Paul hat eine rote Stelle am Bauch – könnte das doch ein Katzen- oder Hundebiß sein? Und wenn ja, war die Stelle vielleicht mal offen und Maden sind dort hineingeschlüpft? Das wäre Pauls sicheres Todesurteil. Aber warum sieht man keine Fliegeneier? Und wann soll Paul denn gebissen worden sein, die Finderinnen haben seinen Sturz ja fast live erlebt. Und warum waren keine Speichelspuren von Katze oder Hund zu erkennen und zu riechen? Und warum krabbelt die Made außen an Taras Schnute herum? Oder war sie vielleicht vorher schon am Wattepad? Wir untersuchen die beiden seit gestern akribisch Millimeter für Millimeter, keine Eier, keine Larven, keine Maden, auch unter der Haut keine Bewegung zu erkennen. Aber Pauls Harnzapfen ist leicht geschwollen und so richtig gern und gut pinkelt er nicht. Hängt das mit der Made zusammen? Und Tara hat seit gestern Durchfall, den hielten wir für Milchschiß, weil sie bei der Fütterung mehr genommen hat, als wir ihr eigentlich zugestehen wollten, aber sie hat vehement nach der Spritze verlangt. Wir haben die Milch mit Kohlestaub versetzt, das hat bisher immer geholfen, zumal ihr Dünnpfiff auch nicht wirklich schlimm roch – bei Giardien oder Kokizidien müfft der Kot grauenhaft, bei Milchschiß vermutlich auf Grund von mehr Fett, als der kleine Organismus gerade verarbeiten kann, riecht er gar nicht schlimm. Und wenn der Durchfall vom Madenbefall kommt?


Heute, am Montag, haben wir die Nerven wieder etwas im Zaum, wir haben eine mögliche Erklärung für die Made gefunden, denn außen am Degukäfig, ungefähr einen Meter von Taras und Pauls vorübergehendem Domizil entfernt, hing auch eine Made. Die Degus bekommen frischen Salat und Löwenzahn, da könnten Bewohner drin gewesen sein, die Wattepads liegen auf der Fensterbank unmittelbar neben dem Käfig, und Nüsse haben wir immer im Haus, die auch schon mal einen Nussbohrer beherbergen, einen Wurm, der aussieht wie eine Made. Das wäre alles möglich. Taras Dünnpfiff hat sich über Nacht geregelt, die Kohle wirkt, beide sind nach wie vor quirlig aktiv und einfach tolle kleine Hörnchen, wenn es denen bei uns nicht gut ginge, würde uns das genau so treffen wie das Schicksal des kleinen Sweetie mit der Harnröhrenverengung im August 2020. Das sind immer Momente, an denen wir ganz genau überlegen, ob wir weiter das Risiko solcher Verluste gehen sollen…


Gestern Nachmittag gab es noch einen Neuzugang, einen Eichkater, ca. 5 Wochen alt, der mehrere Stunden in einem Blumenkasten saß und sich nicht wegbewegte. Wir konnten ihn einfach auf- und mitnehmen, eine Rückführung war nicht möglich, weil die Mutter sich trotz Lockruf nicht blicken ließ und der Kleine schon arg verfroren war, dort auf dem Balkon wehte ein fieser Wind. Der Bub ist seeeehhhrr schüchtern aber superlieb, obwohl er auch die oberen Schneidezähne schon hat, beißt er nicht, er trinkt Elos aus der Spritze, knabbern will er noch nicht, läßt sich aber anfassen und sogar knuddeln. Sein Zustand ist perfekt, er ist gut genährt, hat ein tolles glattes Fell, und wenn wir ihn mal laufen lassen wollen zischt er sofort in seine Tragebox in die sichere Zuflucht. Unsere Tendenz war zunächst, dass wir ihn auf jeden Fall wieder zurück bringen, damit er alleine klarkommt, jetzt allerdings bringen wir ihn aber nur zurück, wenn seine Mutter ihn sicher wieder aufnimmt, also wenn wir sie sehen. Schauen wir mal, im Zweifelsfall verstärkt er die WG im Wohnzimmer, vielleicht bringt er die Individualisten zusammen. Das wird eine interessante Umsiedlung ins Außengehege in einigen Wochen…

01.05.2021

Hier kommt als erstes das gestern versprochene Video von Taras und Pauls Wiedersehen. Tara hat Paul fast aufgefressen, er wusste gar nicht, wie ihm geschieht, die beiden sind jetzt zusammen in derselben Tragebox und können sich aneinander festhalten.

Paul ist in guter körperlicher Verfassung, er hat lediglich eine rote Stelle am Bauch, die wir genau beobachten. Eine Schwellung, die uns gestern dort noch aufgefallen ist, ist weg. Er kann sich noch nicht mit dem Sauger anfreunden, allerdings wird der Widerwille geringer, wenn man die Spitze leicht anwärmt. Wir sind sicher, dass er sich genau wie seine Schwester an die Fütterungs- und Pipiprozedur gewöhnt, ansonsten wird vermutlich ab sofort vieles leichter für uns und auch für unsere Gäste.

Eine gute Nachricht aus dem Wildwald: wir haben Luisa heute Morgen gesehen, sie hat keine geschwollene Backe mehr und kein glasiges Auge, sie turnte im Gehege umher und hat ausgiebig gefressen, als einzige ergriff sie nicht die Flucht, als wir ins Gehege kamen um die Näpfe aufzufüllen.

30.04.2021

Tollste Nachricht des Tages: Taras Bruder Paul ist eingetroffen, von seinen Finderinnen quasi beim Sturz vom Hausgiebel beobachtet. Rückführung erschien uns nicht sinnvoll, die Mutter war auch nirgends zu sehen, Tara hat jetzt ihren Bruder da, der mit 79 g 7 g mehr auf die Waage bringt als seine Schwester. Ansonsten hat er eine kleine rote Stelle am Bauch, die wir beobachten müssen, vielleicht eine Prellung oder Abschürfung vom Sturz, und wenn er niest, tröpfelt etwas Blut aus seiner Nase. Ansonsten ist er ordentlich genährt, hat keine unerwünschten Bewohner mitgebracht, ist in der Fellfärbung etwas dunkler als Tara. Wir haben ihn erst einmal schlafen lassen, dann mit ein paar Elektrolyten traktiert…und dann haben wir ihn doch schon mit seiner Schwester zusammengeführt, die wurde nämlich in der Tragebox neben seiner unruhig. Diese lustigen Szenen gibts in einem Video morgen, heute Mittag haben wir Tara bei der Fütterung gefilmt, das Video steht hier.

Lovely kam heute Morgen bei der Frühfütterung zu uns und wollte gar nicht mehr weg, als ob sie sich im Wohnzimmer nicht wohl fühlt, jedenfalls suchte sie unsere Nähe und blieb auch ganz brav immer am Körper. Später konnten wir sie wieder ins Wohnzimmer bringen, dort turnte sie auch mit Polli und Krick herum, allerdings machen die drei die meiste Zeit ihr eigenes Ding. Warum auch nicht…

In der ganzen Aufregung durch Pauls Ankunft blieb keine Zeit zum fotografieren, morgen wieder…

29.04.2021

Ab sofort gibts wieder mehr Fotos, es ist etwas Ruhe eingekehrt. Tara bekommt ca. alle 2 Stunden 1-2 ml Fox Valley 32/40, das Prinzip mit dem Sauger hat sie jetzt einigermaßen drauf, allerdings rutscht manchmal der Nippel aus der Schnute und dann sucht sie hektisch danach. Wir wollen morgen mal ein Video davon machen, schaun wir mal.

Lovely ist jetzt im Wohnzimmer bei Polli und Krick, die drei haben sich interessiert beschnuppert und beschlossen, dass man friedlich nebeneinander leben kann, jetzt haben wir drei Einzelgänger dort. Lovely macht sich prima, kann klettern und springen, Milch lehnt sie nach wie vor kategorisch ab, sie knabbert aber alles, was ihr vor die Nase fällt. Urin absetzen kann sie im Moment nur mit Unterstützung, das kann aber höchstens eine Frage von wenigen Tagen sein. Kuschelbedarf hat sie immer noch, es wird aber schon weniger.

Krick hat leider eine Linsentrübung am rechten Auge, was für ein Rückschlag, wir hatten ihn eigentlich schon sicher im Wald gesehen, das steht aber jetzt wieder in den Sternen, erst mal schauen, inwieweit ihn das in unbekannten Umgebungen behindert.

Polli ist nach wie vor fit, die rechte Vorderpfote ist nicht wirklich vollwertig einsatzbereit, sie kommt aber klar, kann damit Nahrung festhalten und sich abstützen, was aber passiert, wenn sie auf der Flucht die Pfote wirklich braucht, weiß niemand. Sie holt körperlich gut auf, nimmt abends immer noch einen Hieb Milch und traut sich auch schon mal an uns heran, ist allerdings nicht so zutraulich wie die Großen zuletzt. Die sitzen im Wildwald im Auswilderungsgehege im kältesten April seit über 40 Jahren und wünschen uns wahrscheinlich zur Hölle, konstant draußen sind eigentlich immer nur Luigi, Maxi und Moritz, die anderen sind noch ein wenig schüchterlich.

28.04.2021 – am späten Nachmittag

Tara konnte sich bisher nicht mit dem Sauger anfreunden, der ihre Mutter ersetzt, erst in der Mittagsfütterung war der Hunger größer als die Abneigung und sie hat etwas Milch geschlabbert. Das Eis ist gebrochen, das wird schon. Ansonsten macht sie einen gesunden Eindruck, die Nase ist noch ein wenig verstopft von Blut und Schorf, wir haben sie abwechselnd, so lange es ging, am Körper getragen und auch in der Nacht einen Fütterungsversuch unternommen. Bei ihr wird es jetzt die Zeit und Fox-Valley-Päppelmilch richten.

Am Abend nimmt sie einen ml pro Fütterung ca. alle 2 Stunden, das ist o.K., allerdings muss sie jedes Mal wieder neu angelernt werden. Die Blutkrusten an der Nase sind abgefallen, sie köttelt regelmäßig, Urin absetzen funktioniert auch, alles o.K.

Lovely aus Bönen ist ein witziges Hörnchen, sie ist körperlich völlig in Ordnung, weigert sich aber strikt, aus der Spritze zu trinken, egal ob Elos oder Milch. Sie trinkt aber aus der Wasserschale, knabbert auch Nüsse und anderes, was man ihr anbietet. Sie besteht aber vehement auf persönliche Zuwendung – wenn wir sie in die große Tragebox legen, beschwert sie sich ganz laut, wenn wir sie auf die Hand oder an den Körper nehmen, ist sie ruhig und zufrieden und döst vor sich hin. So was hatten wir auch noch nicht, damit können wir aber gut umgehen. Unser Plan ist, sie morgen, wenn ganz sicher ist, dass sie keine Krankheiten mit sich herumschleppt, zu unseren anderen zwei Pflegefällen Polli und Krick zu geben, mal schauen, ob die drei zueinander kommen und ob Polli dann eine Spielkameradin hat, Krick ist da eher ein Ausfall, er ist lieber allein unterwegs und frisst hauptsächlich.

Blöderweise hatten wir ausgerechnet heute einen Termin in der Werkstatt für unser Auto, die Rückführung Puschels hat sich dadurch verzögert. Leider ist sie auch nicht so gelaufen, wie wir uns das erhofft hatten, trotz verschiedener Versuche an einigen Orten im Umkreis um den Fundort konnten wir die Mutter nicht auftreiben, wir haben dann die Kleine trotzdem rausgelassen in der Hoffnung, dass sie ihren Weg findet…ob das wirklich geklappt hat, mag bezweifelt werden, sie rannte zwar zunächst zielstrebig los, geriet dann aber in eine Sackgasse, von dort aus ging es in einen Garten und dort in ein Vogelhäuschen.

28.04.2021

Kurzer Nachtrag zu gestern: Luisa im Außengehege gehts nicht gut, sie macht einen kranken Eindruck, sie sondert sich ab, ist nicht aktiv, ihr rechtes Auge glänzt und die rechte Backe scheint geschwollen. Zahnt sie vielleicht? Oder brütet sie was aus? Wir müssen beobachten und ggf. einschreiten.

Im Wohnzimmer flitzt Polli nicht mehr sofort weg, wenn sie uns sieht, aber unsere Nähe mag sie auch nicht wirklich. Wir üben uns in Geduld. Die Milchgabe abends, wenn sie in ihrem Kobel liegt, klappt, es sieht fast so aus als würde sie darauf warten, sobald Steffi mit der Spritze ans Häuschen klopft kommt ihr Kopf heraus und sie trinkt. Kricks Auge sieht besser aus, er turnt zwar noch nicht viel herum, frisst aber gut, eigentlich sogar dauernd…

Wir haben gestern noch 3 Neuzugänge bekommen, Tara aus Unna-Massen, 3 Wochen alt, Absturzopfer an einem Wohnhaus. Starkes Nasenbluten, sonst aber scheinbar alles i.O., sie schenkt uns am frühen Abend einen Floh und drei perfekte Köttel und einige Tropfen Pipi. Puschel aus Werne ist mindestens 6 Wochen alt, Schneidezähne oben sind durch, sie steckt voller Leben, hat keinerlei Defizite, ist motorisch gut drauf und in Bestform, da werden wir eine Rückführung versuchen, sie möchte sich auch nicht füttern und betreuen lassen. Sie hat uns schon tüchtig gebissen, und angefasst werden möchte sie auf gar keinen Fall. Lovely aus Bönen ist vielleicht knapp 6 Wochen alt, sie hat Hilfe gesucht, sie macht einen müden Eindruck, scheint sonst aber ganz i.O. zu sein. Sie wehrt sich überhaupt nicht gegen unsere Bemühungen, ihr etwas Gutes zu tun, sie sucht vielmehr sogar Nähe, sobald sie sich an den Sauger gewöhnt hat, wird es vermutlich keine Probleme geben. Sie könnte gut zu Polli und Krick, sie ist zwar etwas jünger, die anderen beiden haben aber Entwicklungsrückstände, so dass unterm Strich die 3 zusammen passen könnten. Da bräuchten wir ein Gesellschaftshörnchen für Tara, der Altersunterschied zu den anderen ist definitv zu groß.

27.04.2021

Wir sind in den letzten Tagen kaum zum Durchschnaufen geschweige denn zum Schreiben gekommen…die sieben im Wildwald sind mit der Gesamtsituation immer noch nicht ganz zufrieden, tauen aber schon (im wahrsten Sinne des Wortes) ein wenig auf, d.h. wenn sie sich unbeobachtet fühlen, sind sie aktiv, toben durchs Gehege und balgen miteinander, sobald jemand ans Gitter kommt, gehts husch husch in den Kobel. Heute morgen waren zumindest schon mal Luigi, Maxi und Moritz bereit, sich ihren Gasteltern zu stellen, sie akzeptierten unsere Anwesenheit im Gehege und sprangen in alter Gewohnheit an die Kleidung und suchten in den vertrauten Jackentaschen nach Nüssen. Die anderen 4 schauten sich das lieber aus dem sicheren Versteck an, sie alle fressen aber und bewegen sich, nur Luisa haben wir bisher noch nicht so richtig gesehen, evtl. stellen wir die Wildkamera noch mal auf.

Die beiden daheim, Polli und Krick, geben uns einige Rätsel auf – sämtliches Vertrauen scheint verloren, wenn wir ihnen nahe kommen, also das Wohnzimmer betreten, sind sie blitzschnell verschwunden. Wenn wir lange genug reglos sitzen bleiben, kommen sie wieder hervor, bewegen sich aber nur noch ganz vorsichtig und immer mit Sichtkontakt. Abends hingegen nimmt Polli gern ihre Milch, aber nur, wenn sie in ihrem sicheren Kobel sitzt und ihre Nase durch den Eingang nach draußen stecken kann. Die beiden schlafen zusammen, sind tagsüber auch gelegentlich gemeinsam unterwegs, aber ein richtiges Duo sind sie nicht. Polli spielt gern ausgelassen mit und an den großen Stofftieren herum, Krick frisst hauptsächlich. Sein triefendes Auge scheint sich zu bessern, er macht auch sonst einen eher gesunden Eindruck, Polli ist fit und pfeilschnell unterwegs…die beiden sind schon besonders, aber leider nicht sonderlich anhänglich, obwohl doch gerade die beiden ihr Leben uns verdanken, in der Natur wären sie schon längst untergegangen. Wir geben ihnen die Zeit, die sie für eine sichere Umsiedlung ins Außengehege brauchen und werden uns weiter um sie bemühen, das ist doch klar

Gestern Abend erhielten wir auf unserem Hörnchenfon einen Anruf, der uns animierte, in Kürze unsere sämtlichen Webseiten noch einmal zu überarbeiten: eine Dame meldete sich bei uns und erklärte, sie suche ein Auswilderungsgehege für ein „fertiges Hörnchen“. Gefragt was sie denn damit meine, erklärte sie, sie habe ein ca. 14 Wochen altes Eichhörnchen, dass jetzt soweit sei und raus könne. Sie habe das Tier allein in einem Käfig im Keller bei eingeschaltetem Licht gehalten und bei schönem Wetter auch mal nach draußen geschoben, im Käfig habe sich ein Ast befunden, das Hörnchen habe also keine Langeweile gehabt. Uff. Wir bekommen den Gedanken an ein soziales und bewegungsaffines Junghörnchen in Einzelhaft in einem Kellerkäfig nicht mehr aus dem Kopf. Informiert, dass wir kein auf Menschen geprägtes Einzeltier in unsere funktionierende Gruppe in einem ohnehin schon recht knappen Gehege nähmen, wurde der Dame scheinbar erstmals klar, dass sie das eine oder andere nicht bedacht hatte, als sie das Hörnchen aufnahm: Hörnchen sollten niemals als Einzeltier gehalten werden, sie lernen sonst das typische Sozialverhalten des Jungtiers nicht und können nicht von den Artgenossen lernen und sich ausprobieren; einen Käfig finden wir für Eichhörnchen ohnehin nicht so toll, das ist aus unserer Sicht höchstens in Stationen praktikabel, die einen so hohen Durchsatz an Tieren haben, dass es organisatorisch anders gar nicht geht. Da sind dann aber auch in der Regel gute Außengehege vorhanden, in die die Kleinen dann können, sobald sie selbst Urin absetzen können. Ein 14-Wöchler ist reichlich spät auf seinem Weg ins Außengehege und vermutlich zu alt, um sich in eine neue Gruppensituation einzufügen, das Tier müsste ja schon bald in den Wald. Und ein Tier in einem Keller bei Dauerkunstlicht zu halten, wo es nun mal so gar keine Reize erhält…und außerdem sollte jede Person, die ein Pflegehörnchen aufpäppelt (und es sollten schon mehrere gleichzeitig sein), sich schon zu Beginn darüber im klaren sein, wo das Tier denn mal hinsoll, wenn es groß genug ist.

Also: Hörnchenpäppeln bedeutet nicht nur, kleinen schnuckeligen Tierchen mit der Milchspritze das Leben zu retten sondern auch, einen Plan zu haben, wie es für sie weitergeht. Wir entfernen sämtliche Hinweise darauf, wie man Hörnchen päppelt, von unseren Seiten und verweisen nur noch auf die dringend notwendige Erstversorgung mit anschließendem Anruf bei einer der Notfallnummern.

26.04.2021

Nach der erfolgreichen Umsiedlung unserer 7 Gäste in den Wildwald hätten wir gern die Nacht auf Sonntag ein wenig Schlaf nachgeholt – unser Rauchmelder hatte etwas dagegen, es gefiel ihm, mit lautem Getöse mitten in der Nacht einen Fehlalarm hinzulegen. 5 Degus (unsere Dauergäste), 2 Hörnchen (Polli und Krick) und zwei müde Hörnchenpäppler waren hocherfreut. Das Ding hängt erst seit 4 Jahren, sollte also noch weitere 6 funktionieren, na das war wohl nix.

Sonntagmorgen in den Wildwald, unsere Hörnchen waren bisher schließlich Frühsport mit uns und ein Frühstücksbuffet gewöhnt…allerdings waren 4 noch in ihren Schafgemächern und die anderen drei verdrückten sich auch sofort, als sie uns sahen. Einige Stücke Gurke und Pinienkerne konnten wir noch ganz vorsichtig andienen, herauskommen und toben wollte aber niemand.

Daheim läuft es ganz anders als gehofft – Polli und Krick sind total verängstigt, sehen sie einen von uns verziehen sie sich sofort ins Häuschen, Polli nimmt keine Milch. Krick hat ein verklebtes Auge rechts und macht einen schlappen und kranken Eindruck. Polli nutzt mittags mal die Gelegenheit, als die Barriere nicht geschlossen ist, und macht einen Ausflug in die Küche, dort hinterlässt sie eine Köttelstraße und kehrt ganz unaufgeregt wieder ins Wohnzimmer zurück. Wir lassen ihnen Zeit und hoffen, dass sie wieder Vertrauen zu uns fassen, ob die aktuelle Situation nun durch den plötzlichen Auszug der anderen 7 oder den blöden Rauchmelder ausgelöst wurde. Kricks Auge können wir nur schlecht behandeln, wir versuchen es am Abend, wenn er hoffentlich wieder bei Polli liegt.

25.04.2021

Boaahh, was für ein Tag gestern…wir wollten 7 Hörnchen ins Auswilderungsgehege in den WiWa Voßwinkel bringen. Dazu haben wir uns am Freitag abend im Wohnzimmer einquartiert, um genau mitzubekommen, wo unsere Gäste sich schlafen legen. Die Idee ist, dass sie in den beiden Holzhäuschen pennen, an denen man nur die Luken mit den außen angebrachten Klappen schließen muss, damit dann in den Häuschen der Transport nach Voßwinkel erfolgen soll.

Natürlich ging alles ganz anders…erst jagte uns Luisa einen Riesenschreck ein, weil sie beim Atmen komische Geräusche machte und insgesamt sehr lethargisch wirkte, und natürlich legte sie sich oben in den Kletterbaum und nicht ins Häuschen. Mit viel Überredungskunst brachten wir sie auf den Wohnzimmerschrank, wo die Häuschen stehen, ihr Atmen klang weiterhin nicht gut. Bei der letzten Fütterung um 23 Uhr bemerkten wir, dass das eine oder andere Hörnchen vor dem Haus schlief, vergraben unter Decken. Diese Schlafplätze räumten wir und beschwerten sie mit Hantelscheiben, damit sie nicht wieder benutzt werden konnten. Dann Licht aus, wir auf der Couch in voller Montur, natürlich ahnten die Hörnchen, dass irgendwas anders war als sonst. Eichhörnchen schlafen eher oberflächlich, sie müssen ja auch in der Natur Gefahren erahnen und merken, wenn ihnen ein Marder ans Fell will…insgesamt war es sehr unruhig. Luisa hatte sich mittlerweile wieder beruhigt, ihr Atmen hörte man nicht mehr heraus. An Schlaf war kaum zu denken, im übrigen rochen die Decken auf der Couch auch intensiv nach Hörnchen, ständig rumorte irgendein Fellträger herum, dazu konnten wir draußen auf dem Balkon noch Mäuse sehen, die sich am Vogel- und Hörnchenfutter bedienten, das macht uns auch ganz wuschig…

Um 4 Uhr standen wir auf, schlossen die Klappen an den Häuschen…und waren verblüfft, weil uns zwei Hörnchen ganz erstaunt anstarrten und sich sofort von dannen machten: Henni und Lui hatten irgendwo neben den Häuschen gepennt, der Trubel hat sie geweckt und sofort in die Flucht geschlagen, damit war der Plan geplatzt, 7 Hörnchen zu chauffieren. Wir fuhren dann mit den fünf (Luisa, Luigi, Luisao, Maxi und Moritz) und brachten sie ins Auwilderungsgehege, morgens um 5 Uhr waren wir dort, es war noch zappenduster und ordentlich kalt (0 Grad). Erwartungsgemäß rührten sich die fünf kein bisschen, niemand wollte aus dem Häuschen herauskommen, nachdem wir die Klappen wieder geöffnet hatten. Zwei Stunden, einen Kaffee und zwei Croissant später traute sich Maxi heraus, dann war die Starre gebrochen, nach und nach kamen auch die anderen bis auf Luisa heraus und wagten erste vorsichtige Blicke ins Gehege und nahmen einen Snack. Nach einigen Minuten vorsichtiger Aktivität verschwanden alle wieder im Häuschen (wir hatten mittlerweile eines entfernt, das brauchten wir ja für die zwei Daheimgebliebenen), und wir fuhren heim mit dem Ziel, Lui und Henni auch noch irgendwie rüberzubringen.

Die beiden ahnten natürlich, was ihnen blühen sollte, von dem einstigen tiefen Vertrauen war nix mehr zu spüren, sie waren sehr argwöhnisch, hielten sich fern von uns, Henni legte sich zu Polli in deren Haus, das sie sonst mit viel Gefauche vor Eindringlingen verteidigt, jetzt aber gern mit dem Burschen teilte. Lui kam gar nicht zu uns und beäugte jede unserer Bewegungen. Als ich alle weiteren Verabredungen für den Tag abgesagt hatte kam aus dem Wohnzimmer das Signal „Also den Henni habe ich jetzt“ – der Bursche war grenzenlos naiv und ein wenig bräsig in die Transportbox geklettert, weil dort eine Handvoll Pinienkerne lag…Deckel zu, Henni war transportbereit. Und Lui? Der wollte ausgerechnet im Laufstall herumtollen, am Laufstall war aber nur der eine Eingang auf, als Lui drin war schlossen wir den natürlich auch und konnten ihn dann mit dem Kescher von der Laufstalldecke pflücken, schwupps mitsamt Kescher in die zweite Transportbox und wieder ab ins Auto und auf die Autobahn Richtung Voßwinkel. Die WG-Zusammenführung dort lief völlig unterschiedlich, während Lui sofort das Holzhäuschen erkannte, dorthin kletterte und sich hineinzwängte, wollte Henni erst einmal keinen Rat annehmen, er drückt sich im Gehege rum und suchte sich Angstecken. Wir trieben ihn dann mit vereinten Kräften Richtung Häuschen und nach einiger Zeit ließ er sich überreden, zwängte sich hinein zu den anderen und schon war diese tolle Gruppe wieder vereint.

Moritz findet sein neues Domizil toll

Wieder zurück daheim konnten wir Polli und Krick ein wenig supporten, die beiden waren natürlich ein wenig zu kurz gekommen, dann wieder zurück in den Wildwald, und dort im Auswilderungsgehege sah es dann schon viel besser aus, unsere 7 Bewohner hatten offenbar gefressen und sich Schlafplätze in den Kobeln gesucht, zwei waren noch im Häuschen und noch etwas später sahen wir sie fast alle draußen herumspringen. Happyend also für diesen Tag, alle scheinen sich mit der neuen Situation abgefunden zu haben. Die Nacht wird für sie noch einmal eine neue Erfahrung, 0 Grad statt 18 wie im Wohnzimmer, keinen Spiel- und Frühstückssupport wie bisher, ab neun Uhr Besucher (es ist ja dann Sonntag), die oft sehr gedankenlos agieren und lärmen und am Gitter rappeln, aber wir fahren natürlich auch wieder hin und sie erkennen uns noch und bekommen natürlich auch ne Extraportion Gurke, die sie immer noch gern nehmen (bisher hatten wir noch nie Hörnchen, die Salatgurke mögen).

Daheim ist es ruhig, Krick und Polli kuscheln in „Pollis“ Haus, die beiden kleinen Außenseiter werden vielleicht doch noch von Solisten zum Traumduett, wir können erst einmal wieder die andere Trennwand 2.0 einziehen. Im Moment sieht alles gut aus…bis auf die Flurschäden im Wohnzimmer, da wurde einiges an Tapete von der Wand gezogen, wir waren vielleicht eine Woche zu spät mit dem Umzug ins Gehege, letzten Samstag war noch alles in Ordnung. Berge von Hörnchenköttel können wir anbieten, haben die vielleicht heilende oder aphrodisierende Wirkung? Polli und Krick sind, verglichen mit den anderen Abrissbirnen, kleine nette harmlose Hörnchenkinder, obwohl sie altersmäßig auf deren Level waren, körperlich aber sind sie einiges zurück. Das können sie jetzt in Ruhe aufholen und unsere Prognose lautet: auch die beiden werden, wenn auch etwas später, ihren Weg in den Wald machen und dort klarkommen!

Ein irrer Tag, anstrengend, mit tollen Höhen und fiesen Tiefen, aber wir möchten ihn nicht tauschen, für kein Geld der Welt!