04.05.2021

Tara und Paul sind gesund und wohlauf, sie trinken prima und schlafen noch viel, sie sind eben noch Kobelhörnchen, mittlerweile ungefähr 4 Wochen alt. Die Fütterungen sind immer turbulent und witzig, vor allem Tara macht immer eine Riesenshow, Paul hingegen trinkt seine Portion und versucht dann, sich der Urinstimulation zu entziehen, sein Harnzapfen ist immer noch entzündet. Wir cremen ihn mit Zinksalbe und versuchen, ihn ganz vorsichtig zu animieren, mittlerweile klappt das auch ganz gut. Von Maden keine Spur, hoffentlich war unsere Panik vorgestern nur falscher Alarm.


Der Neuzugang aus dem Schützenhof in Unna ist superängstlich, er lässt sich aber aufnehmen, trinkt problemlos Elos aus der Spritze, Milch mag er nicht, Pinienkerne verschlingt er. Wir haben ihn in den Laufstall umquartiert, die Tragebox war zu klein, eigentlich hätten wir heute Morgen noch eine Rückführung versuchen wollen, allerdings hat uns da das sauüble Wetter einen Strich durch unsere Pläne gemacht. Der Plan ist, ihn bei uns zu behalten, ihm die Zeit zu geben etwas mutiger zu werden und dann mit den anderen zusammen zu bringen, vermutlich zuerst mit Tara und Paul, die knapp zwei Wochen jünger sind als er und ihn nicht dominieren können. Ansonsten ist er ein freundlicher Bube, kratzt und beißt nicht, lässt unsere Nähe zu und macht sich immer bemerkbar, wenn wir an ihm vorbeilaufen.
Die drei im Wohnzimmer (Lovely, Polli und Krick) leben und wachsen vor sich hin, im Moment sieht alles so aus, als ob sie in 2-3 Wochen ins Außengehege könnten, evtl. können wir das auch noch ein wenig ziehen, damit dann alle gemeinsam den Umzug machen. Schaun wir mal.
Im Auswilderungsgehege werden die Insassen so langsam etwas lockerer, nur Lui und Luisao brauchen vielleicht noch ein wenig, wenn das Wetter mitspielt, können wir da auch schon bald die Tür aufmachen.

03.05.2021

Eigentlich wollte ich an dieser Stelle ein flammendes Plädoyer gegen den Verpackungswahnsinn schreiben, dessen Blüten wir fast täglich im Wildwald erleben – wir nehmen bei jedem Spaziergang dort eine Greifzange und einen Müllbeutel mit, um Müll, der auf den Wegen und auch abseits liegt, aufzunehmen und in den zahlreichen Tonnen zu entsorgen, nur stellt sich uns immer die Frage, warum es im Jahr 2021 z.B. Plastiktrinkhalme gibt, die einzeln in Folie eingeschweißt sind oder Bonbons, die einzeln in Folie daherkommen oder Müsliriegel in Aluverpackung und warum diese Gaben immer gern im Wald landen…allerdings sind wir gerade aktuell etwas aus der Spur geraten. Unsere kleinen Lieblinge Tara und Paul machen uns große Sorgen, gestern fanden wir bei Abputzen von Taras Schnute nach dem Fütterungsgewusel eine Made am Wattepad. Woher kommt diese Made? Und ist sie ein Einzelstück? Und plötzlich wird alles, was vorher erklärbar war, zu einem einzigen Fragezeichen. Paul hat eine rote Stelle am Bauch – könnte das doch ein Katzen- oder Hundebiß sein? Und wenn ja, war die Stelle vielleicht mal offen und Maden sind dort hineingeschlüpft? Das wäre Pauls sicheres Todesurteil. Aber warum sieht man keine Fliegeneier? Und wann soll Paul denn gebissen worden sein, die Finderinnen haben seinen Sturz ja fast live erlebt. Und warum waren keine Speichelspuren von Katze oder Hund zu erkennen und zu riechen? Und warum krabbelt die Made außen an Taras Schnute herum? Oder war sie vielleicht vorher schon am Wattepad? Wir untersuchen die beiden seit gestern akribisch Millimeter für Millimeter, keine Eier, keine Larven, keine Maden, auch unter der Haut keine Bewegung zu erkennen. Aber Pauls Harnzapfen ist leicht geschwollen und so richtig gern und gut pinkelt er nicht. Hängt das mit der Made zusammen? Und Tara hat seit gestern Durchfall, den hielten wir für Milchschiß, weil sie bei der Fütterung mehr genommen hat, als wir ihr eigentlich zugestehen wollten, aber sie hat vehement nach der Spritze verlangt. Wir haben die Milch mit Kohlestaub versetzt, das hat bisher immer geholfen, zumal ihr Dünnpfiff auch nicht wirklich schlimm roch – bei Giardien oder Kokizidien müfft der Kot grauenhaft, bei Milchschiß vermutlich auf Grund von mehr Fett, als der kleine Organismus gerade verarbeiten kann, riecht er gar nicht schlimm. Und wenn der Durchfall vom Madenbefall kommt?


Heute, am Montag, haben wir die Nerven wieder etwas im Zaum, wir haben eine mögliche Erklärung für die Made gefunden, denn außen am Degukäfig, ungefähr einen Meter von Taras und Pauls vorübergehendem Domizil entfernt, hing auch eine Made. Die Degus bekommen frischen Salat und Löwenzahn, da könnten Bewohner drin gewesen sein, die Wattepads liegen auf der Fensterbank unmittelbar neben dem Käfig, und Nüsse haben wir immer im Haus, die auch schon mal einen Nussbohrer beherbergen, einen Wurm, der aussieht wie eine Made. Das wäre alles möglich. Taras Dünnpfiff hat sich über Nacht geregelt, die Kohle wirkt, beide sind nach wie vor quirlig aktiv und einfach tolle kleine Hörnchen, wenn es denen bei uns nicht gut ginge, würde uns das genau so treffen wie das Schicksal des kleinen Sweetie mit der Harnröhrenverengung im August 2020. Das sind immer Momente, an denen wir ganz genau überlegen, ob wir weiter das Risiko solcher Verluste gehen sollen…


Gestern Nachmittag gab es noch einen Neuzugang, einen Eichkater, ca. 5 Wochen alt, der mehrere Stunden in einem Blumenkasten saß und sich nicht wegbewegte. Wir konnten ihn einfach auf- und mitnehmen, eine Rückführung war nicht möglich, weil die Mutter sich trotz Lockruf nicht blicken ließ und der Kleine schon arg verfroren war, dort auf dem Balkon wehte ein fieser Wind. Der Bub ist seeeehhhrr schüchtern aber superlieb, obwohl er auch die oberen Schneidezähne schon hat, beißt er nicht, er trinkt Elos aus der Spritze, knabbern will er noch nicht, läßt sich aber anfassen und sogar knuddeln. Sein Zustand ist perfekt, er ist gut genährt, hat ein tolles glattes Fell, und wenn wir ihn mal laufen lassen wollen zischt er sofort in seine Tragebox in die sichere Zuflucht. Unsere Tendenz war zunächst, dass wir ihn auf jeden Fall wieder zurück bringen, damit er alleine klarkommt, jetzt allerdings bringen wir ihn aber nur zurück, wenn seine Mutter ihn sicher wieder aufnimmt, also wenn wir sie sehen. Schauen wir mal, im Zweifelsfall verstärkt er die WG im Wohnzimmer, vielleicht bringt er die Individualisten zusammen. Das wird eine interessante Umsiedlung ins Außengehege in einigen Wochen…

01.05.2021

Hier kommt als erstes das gestern versprochene Video von Taras und Pauls Wiedersehen. Tara hat Paul fast aufgefressen, er wusste gar nicht, wie ihm geschieht, die beiden sind jetzt zusammen in derselben Tragebox und können sich aneinander festhalten.

Paul ist in guter körperlicher Verfassung, er hat lediglich eine rote Stelle am Bauch, die wir genau beobachten. Eine Schwellung, die uns gestern dort noch aufgefallen ist, ist weg. Er kann sich noch nicht mit dem Sauger anfreunden, allerdings wird der Widerwille geringer, wenn man die Spitze leicht anwärmt. Wir sind sicher, dass er sich genau wie seine Schwester an die Fütterungs- und Pipiprozedur gewöhnt, ansonsten wird vermutlich ab sofort vieles leichter für uns und auch für unsere Gäste.

Eine gute Nachricht aus dem Wildwald: wir haben Luisa heute Morgen gesehen, sie hat keine geschwollene Backe mehr und kein glasiges Auge, sie turnte im Gehege umher und hat ausgiebig gefressen, als einzige ergriff sie nicht die Flucht, als wir ins Gehege kamen um die Näpfe aufzufüllen.

30.04.2021

Tollste Nachricht des Tages: Taras Bruder Paul ist eingetroffen, von seinen Finderinnen quasi beim Sturz vom Hausgiebel beobachtet. Rückführung erschien uns nicht sinnvoll, die Mutter war auch nirgends zu sehen, Tara hat jetzt ihren Bruder da, der mit 79 g 7 g mehr auf die Waage bringt als seine Schwester. Ansonsten hat er eine kleine rote Stelle am Bauch, die wir beobachten müssen, vielleicht eine Prellung oder Abschürfung vom Sturz, und wenn er niest, tröpfelt etwas Blut aus seiner Nase. Ansonsten ist er ordentlich genährt, hat keine unerwünschten Bewohner mitgebracht, ist in der Fellfärbung etwas dunkler als Tara. Wir haben ihn erst einmal schlafen lassen, dann mit ein paar Elektrolyten traktiert…und dann haben wir ihn doch schon mit seiner Schwester zusammengeführt, die wurde nämlich in der Tragebox neben seiner unruhig. Diese lustigen Szenen gibts in einem Video morgen, heute Mittag haben wir Tara bei der Fütterung gefilmt, das Video steht hier.

Lovely kam heute Morgen bei der Frühfütterung zu uns und wollte gar nicht mehr weg, als ob sie sich im Wohnzimmer nicht wohl fühlt, jedenfalls suchte sie unsere Nähe und blieb auch ganz brav immer am Körper. Später konnten wir sie wieder ins Wohnzimmer bringen, dort turnte sie auch mit Polli und Krick herum, allerdings machen die drei die meiste Zeit ihr eigenes Ding. Warum auch nicht…

In der ganzen Aufregung durch Pauls Ankunft blieb keine Zeit zum fotografieren, morgen wieder…

29.04.2021

Ab sofort gibts wieder mehr Fotos, es ist etwas Ruhe eingekehrt. Tara bekommt ca. alle 2 Stunden 1-2 ml Fox Valley 32/40, das Prinzip mit dem Sauger hat sie jetzt einigermaßen drauf, allerdings rutscht manchmal der Nippel aus der Schnute und dann sucht sie hektisch danach. Wir wollen morgen mal ein Video davon machen, schaun wir mal.

Lovely ist jetzt im Wohnzimmer bei Polli und Krick, die drei haben sich interessiert beschnuppert und beschlossen, dass man friedlich nebeneinander leben kann, jetzt haben wir drei Einzelgänger dort. Lovely macht sich prima, kann klettern und springen, Milch lehnt sie nach wie vor kategorisch ab, sie knabbert aber alles, was ihr vor die Nase fällt. Urin absetzen kann sie im Moment nur mit Unterstützung, das kann aber höchstens eine Frage von wenigen Tagen sein. Kuschelbedarf hat sie immer noch, es wird aber schon weniger.

Krick hat leider eine Linsentrübung am rechten Auge, was für ein Rückschlag, wir hatten ihn eigentlich schon sicher im Wald gesehen, das steht aber jetzt wieder in den Sternen, erst mal schauen, inwieweit ihn das in unbekannten Umgebungen behindert.

Polli ist nach wie vor fit, die rechte Vorderpfote ist nicht wirklich vollwertig einsatzbereit, sie kommt aber klar, kann damit Nahrung festhalten und sich abstützen, was aber passiert, wenn sie auf der Flucht die Pfote wirklich braucht, weiß niemand. Sie holt körperlich gut auf, nimmt abends immer noch einen Hieb Milch und traut sich auch schon mal an uns heran, ist allerdings nicht so zutraulich wie die Großen zuletzt. Die sitzen im Wildwald im Auswilderungsgehege im kältesten April seit über 40 Jahren und wünschen uns wahrscheinlich zur Hölle, konstant draußen sind eigentlich immer nur Luigi, Maxi und Moritz, die anderen sind noch ein wenig schüchterlich.